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Leichtathletik-WM: Heidler enttäuscht über Silber

Am Abschlusstag der Leichtathletik-WM holte Betty Heidler im Hammerwerfen die siebte deutsche Medaille. Über Silber konnte sie sich aber nicht wirklich freuen. Anders Sprintstar Usain Bolt, der mit der Staffel Weltrekord lief.

„Mit diesen Siegertypen gehören wir zu Recht zu den besten Leichtathletik-Nationen der Welt“, bilanzierte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. „Mit Blick auf die Olympischen Spiele in London haben wir unsere Standortbestimmung hier hervorragend bewältigt und eine exzellente Visitenkarte abgegeben.“ Der deutsche Verband sorgte für Paukenschläge und erlebte Pleiten. Robert Harting verteidigte seinen Diskus-Titel, die Youngster David Storl (Kugel) und Matthias de Zordo (Speer) verblüfften die Weltelite.

Hammerwurf-Weltrekordlerin und Topfavoritin Betty Heidler fand nicht den richtigen Dreh und wurde zum zweiten Mal nach 2009 nur Vizeweltmeisterin hinter Tatjana Lysenko aus Russland. „Ich haben um Gold gekämpft, nicht um Silber“, sagte die 27-jährige Frankfurterin. „Jetzt heißt es erstmal, geknickt zu sein.“ Zuvor hatten Nadine Müller (Diskus) und Martina Strutz (Stabhoch) schon zweimal Silber sowie Siebenkämpferin Jennifer Oeser Bronze zur DLV-Bilanz beigesteuert. An die neun Medaillen von der Heim-WM 2009 in Berlin reichte man damit nicht ganz heran.

„Da kann man nicht klagen“, meinte auch DLV-Vizepräsident Leistungssport Günther Lohre. Nach dem Absturz in Peking 2008 mit nur einmal Bronze ist ihm überhaupt nicht bange vor den Olympischen Spielen 2012 in London: „Ich glaube, wir haben eine sehr gute Basis. Wir haben hier 80 Prozent der Mannschaft von London gesehen.“ Tatsächlich gab es wenige Ausfälle im verjüngten 71-köpfigen deutschem Team - aber einige Enttäuschungen. Dazu zählte Christina Obergföll, die im Speerwurf den großen Wurf landen wollte und nur WM-Vierte wurde oder Hochspringer Raúl Spank, der verbal die Latte zu hoch legte und Neunter wurde.

Im Medaillenspiegel belegte Deutschland nach 47 Disziplinen den fünften Rang hinter den USA (25 Medaillen), Russland (19), Kenia (17) und Jamaika (9). Damit machte der Verband einen Platz gut gegenüber Berlin, als noch Polen vor den Gastgebern lag. Hoffnungsvoll stimmt den DLV, dass „in einer ganzen Reihe von Disziplinen in der Spitze die Leistungen etwas zurückgehen“, stellte Lohre fest. Vielleicht zeigten die flächendeckenden Bluttests bei der WM schon eine abschreckende Wirkung? Jamaikas Sprinter-Quartett war jedoch nicht zu bremsen und sorgte für den 26. Weltrekord bei einer WM seit 1983. Viel Bewegung gab es bei den Siegern: In den 43 Einzeldisziplinen konnten 32 Athleten ihren Titel nicht verteidigen.

Tiefer Sturz, glorreiches Comeback: So schnell und souverän kann sich nur Megastar Usain Bolt zwischen den Polen des Sports bewegen. Den größten Fehlstart der WM-Geschichte über 100 Meter wandelte der 25-jährige schnellste Mensch der Erde in Windeseile mit Siegen über 200 Meter und in der Sprint-Staffel in einen furiosen Triumph um. Über die halbe Stadionrunde beendete er seine Ein-Mann-Show in 19,40 Sekunden - nur 21/100 Sekunden über seinem Weltrekord. Zusammen mit 100-Meter-Weltmeister Yohan Blake, Nesta Carter und Michael Frater verbesserte er den eigenen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking aufgestellten Weltrekord um 6/100 Sekunden. „Ich bin stolz auf mein Team und glücklich über mich“, sagte Bolt, der nach dem Happy End über leichte Probleme an der Achillessehne klagte.

Zur glücklichsten Zweiten in Südkorea wurde Caster Semenya. Die umstrittene Titelverteidigerin kam über 800 Meter hinter der Russin Maria Sawinowa (1:55,87 Minuten) ins Ziel. Damit gelang der 20-jährigen Südafrikanerin nach der teilweise entwürdigenden Kontroverse um ihr Geschlecht ein unerwartet starkes Comeback. „Silber zu gewinnen, ist wie ein Geschenk für mich“, sagte Semenya fröhlich. „Vor zwei Jahren in Berlin habe ich zwar Gold gewonnen, doch heute fühle ich mich großartig.“

Medaillen am laufenden Band gewann Kenia. Auf den Lang- und Mittelstrecken konnte kaum eine andere Nation mithalten. Am WM-Schlusstag sorgten Abel Kirui in 2:07:38 Stunden und sein Landsmann Vincent Kipruto für einen Doppelsieg. Über 5000 Meter rannte ihnen jedoch der Brite Mo Farah in 13:23,36 Minuten auf und davon. Schnell wie seit 18 Jahren nicht mehr, jagte das US-Frauen-Quartett über 4 x 100 Meter in 41,56 Sekunden ins Ziel. (dpa)

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