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David Storl hätte wohl 22 Meter stoßen müssen für den WM-Titel. Doch daraus wurde nichts.

© AFP

Leichtathletik-WM: Mattes Silber für David Storl im Kugelstoßen

Auch bei den Männern gewinnen die deutschen Kugelstoßer bei der WM eine Medaille. David Storl ist mit Silber allerdings nicht wirklich glücklich.

Mindestens 22 Meter, diese Weite müsse man für den Weltmeistertitel stoßen, davon war David Storl vor dem Finale der Kugelstoßer überzeugt gewesen. Der Titelverteidiger lag mit seiner Prognose fast genau richtig, am Ende genügten 21,93 Meter, um im Olympiastadion von Peking zu triumphieren. Allerdings war es nicht der Chemnitzer, dem der entscheidende Stoß gelang, sondern sein US-amerikanischer Konkurrent Joe Kovacs. Storl musste sich mit 21,74 Meter und der Silbermedaille begnügen. Der 25-Jährige verpasste damit die Chance, nach seinen WM-Titeln in Daegu 2011 und Moskau 2013 zum dritten Mal in Serie Weltmeister im Kugelstoßen zu werden. Bronze ging an den Jamaikaner O’Dayne Richards.

Während sich Kovacs und Richards ihre Landesfahnen besorgten und freudestrahlend über die Bahn stolzierten, zog sich Storl mit versteinerter Miene ein frisches T-Shirt über und verließ mit hängenden Schultern den Innenraum des Stadions, keine Spur von Freude über seine Silbermedaille. „Ich bin echt unzufrieden mit dem Wettkampfverlauf“, sagte Storl. „Ich bin gar nicht so richtig reingekommen. Mir hat heute ein kleines bisschen die Lockerheit gefehlt.“

Vermutlich war der Titelverteidiger wohl auch an seinen eigenen Ansprüchen gescheitert, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen waren. „Vielleicht habe ich mir ein bisschen zu viel vorgenommen. Manchmal ist man mit Würfen unzufrieden, die eigentlich schon ganz gut waren“, sagte Storl. „Und frisst sich ein wenig in ein Loch rein.“ Zudem hatte der Deutsche nach dem zweiten Versuch mit einem Wadenkrampf zu kämpfen, wollte das aber nicht als Ausrede gelten lassen.

Für Storl wäre es der dritte WM-Titel in Folge gewesen

Das Publikum erlebte einen spannenden Wettkampf, in dem sich die Zusammensetzung der drei Medaillenplätze ständig änderte. Der 1,98 Meter große und 125 Kilogramm schwere Storl verpatzte seinen ersten Versuch, war dann zunächst Zweiter, fiel aber auf den vierten Platz zurück, weil sich Richards und auch der Neuseeländer Tomas Walsh an ihm vorbei schoben. Durch seine 21,74 Meter im fünften Versuch rückte Storl wieder auf Platz zwei hinter Kovacs vor, musste aber mit seinem letzten Stoß an jene 22-Meter-Marke herankommen, die er als magisches Ziel ausgegeben hatte. Einmal war es ihm bisher in seiner Karriere gelungen, diese Schallmauer zu durchbrechen – in diesem Sommer in Lausanne. Ein zweites Mal gelang es ihm am Sonntag nicht. Das wusste er auch, sobald die Kugel seine Hand verlassen hatte. Storl drehte sich um und schüttelte den Kopf.

Wenige Minuten bevor Storl den Stadieninnenraum zum Aufwärmen betrat, hatte Christina Schwanitz ihre Goldmedaille verliehen bekommen, die sie am Samstagabend errungen hatte. Eigentlich sollte es Storl seiner Trainingspartnerin gleich tun, Weltmeister werden und das erste Doppel-Kugel-Gold für eine Nation in der WM-Geschichte holen. Gold und Silber für ihn selbst und Schwanitz bezeichnete Storl trotzdem als „gute Bilanz“, zumal die Leistungsdichte bei den Männern in diesem Jahr sehr groß gewesen sei. Für sich selbst allerdings wertete Storl seinen zweiten Platz aber eher als Niederlage.

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