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Sport: Leihen statt leiden

Sven Goldmann über einen guten Vorschlag von Matthias Sammer

Im vergangenen Sommer stand Lukas Podolski vor einer seltsamen Situation. Er kam erschöpft aus einem viel zu kurzen WM-Urlaub zum FC Bayern. Bis zum sechsten Bundesliga-Spieltag durfte er insgesamt 37 Minuten spielen, schoss kaum aufs Tor und kein einziges Mal hinein. Im selben Zeitraum machte er vier Länderspiele, stand immer in der Anfangself und erzielte sieben Tore.

Welcher Nachwuchsspieler hat schon die Chance, sich in der Nationalmannschaft seinem Vereinstrainer zu empfehlen? Fußball ist ein Geschäft, und weil es für erfolglose Trainer eine kurze Halbwertszeit vorsieht, empfinden viele von ihnen den Ein- und Aufbau von Nachwuchsspielern als entbehrlichen Luxus. Matthias Sammer hat diesen Druck als Trainer in Dortmund und Stuttgart selbst erlebt. Als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes sieht er sich vor allem als Talentförderer und ist naturgemäß unzufrieden mit der derzeitigen Situation. Also fordert Sammer, was in der englischen Premier League längst Praxis ist: kurzfristige Leihgeschäfte zwischen den Klubs, auch außerhalb der festen Transferperioden. Talente würden die für sie unverzichtbare Spielpraxis erhalten, die Klubs ihren Besitzstand wahren.

Für Lukas Podolski wird es nach diesem Sommer nicht viel einfacher werden, angesichts prominenter Zugänge wie Luca Toni und vielleicht auch Franck Ribéry. Wahrscheinlich wird er wieder auf der Bank sitzen. Oder der FC Bayern verleiht ihn für ein paar Wochen. Nach Bochum, Karlsruhe oder Bielefeld, an irgendeinen Klub, der den Münchner Ambitionen nicht gefährlich wird und Podolski Fußball spielen lässt.

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