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Sport: Leise reden über den Imageschaden

Nach der Pokalpleite sucht Hertha BSC nach Ruhe

Von André Görke

Berlin. Die letzten Stunden waren stressig für den Manager. Sehr stressig. Der Bundesligist Hertha BSC ist aus dem DFB-Pokal ausgeschieden, und so langsam wünscht sich Dieter Hoeneß einfach ein bisschen Ruhe. Herthas Profis wüssten eh, was sie angerichtet haben, „da brauchst du nicht mit dem Hammer draufkloppen“, sagt Hoeneß. „Das sind keine dummen Jungs. Das sind erwachsene, vernünftige Menschen. Hauruck-Aktionen, nein, das ist zu stumpfsinnig.“

Es ist Dienstagnachmittag, und auf den Fußballplätzen hinter dem Olympiastadion findet das erste Training nach der Niederlage im DFB-Pokal statt. Merkwürdig still ist es, nur das Surren einer Bohrmaschine ist zu hören. Die vielen Fans, die in den vergangenen Tagen so über die Mannschaft gemeckert haben, sie sitzen da und schweigen. Vielleicht hatten sie ein hartes Training erwartet, ein noch härteres, als es unter Trainer Huub Stevens eh schon war. Mit Medizinbällen. Sprints. Ausdauerläufen. Ein Straftraining eben. Aber Stevens hält von so etwas nicht viel. Er trainierte wie immer. „Die Jungs sind selbst enttäuscht“, sagt er. „Ich brauche keine Peitsche.“ Der Trainer steht an der Seitenlinie, scherzt ein wenig und gibt nur selten Kommandos. Die Spieler laufen, dann dehnen sie sich und zum Abschluss gibt es ein lockeres Spiel. Stevens lacht.

Eineinhalb Stunden zuvor sah das noch anders aus. Manager Hoeneß hatte den Mannschaftsrat in die Geschäftsstelle beordert. Krisengespräch? „Nein“, sagt Hoeneß. „Wir hatten den Termin schon länger geplant. Natürlich haben wir aber über die aktuellen Dinge gesprochen.“ Die Worte seien „sehr nachdenklich“ gewesen, sagt der Manager. Aber die Mannschaft müsse in so einer Situation wissen, dass die angesprochenen Dinge auch intern bleiben. „Ich haue nicht pausenlos auf den Tisch, wie viele fordern. Irgendwann ist dann die Hand kaputt. Oder der Tisch. Besonders viel reden bringt jetzt eh nichts.“

Hoeneß schaute noch eine halbe Stunde in der Mannschaftskabine vorbei. Wieder redetete er. Und wieder waren seine Worte sehr ernst. Nur am ersten Trainingstag der Woche sprechen sie immer über das vorangegangene Spiel gesprochen. Außergewöhnlich war das Gespräch folglich nicht. Am Montag, einen Tag nach dem Spiel, hatte die Mannschaft frei bekommen, ebenfalls wie immer. An diesem Tag muss der Körper regenerieren. Hartes Training bringt dann nichts.

Nur die Profis können eine Antwort geben auf ihre Leistung gegen Holstein Kiel. Nicht der Manager, auch nicht der Trainer. Hertha hat einen Imageschaden erlitten. Ausgeschieden. In Kiel. Gegen den Tabellenletzten der Regionalliga Nord. Hertha hat den ersten Titel verloren, bevor die Saison so richtig begonnen hat. In der kommenden Woche spielen die Berliner in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach. Bis dahin sind viele Profis mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Am Wochenende finden die Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft in Portugal statt. Hertha hat somit eine Woche Zeit, wieder zur Ruhe zu kommen. Dann beginnt der Stress von vorn.

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