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Hinlegen, fertig, los. In Ruhpolding kämpfen die Biathleten wie Olga Zaitseva ab Donnerstag um WM-Medaillen. Foto: dapd

© dapd

Lexikon zur Biathlon-WM: Nähmaschinen am Zirmberg

Am 29. Februar beginnt die Biathlon-Weltmeisterschaft in Ruhpolding. Mit unserem Lexikon können Sie mitreden.

Von Katrin Schulze

Jeder Sport hat seine eigene Sprache. Und nicht immer wird dabei sofort deutlich, um was es geht. Auch im Biathlon gibt es jede   Menge Fachbegriffe, skurrile Wortschöpfungen und Absurditäten. Wenn in der kommenden Woche die Heim-Weltmeisterschaft in Ruhpolding startet, sollten Sie wissen, was Nähmaschinen beim Biathlon zu suchen haben, und Sie sollten Beppo bloß nicht mit Bumsi verwechseln. Eine Auswahl der wichtigsten Begrifflichkeiten.

ANSCHIESSEN

Die Generalprobe vor dem Wettkampf. Dabei hat der Athlet 45 Minuten Zeit, seine Waffe den aktuellen Witterungsbedingungen anzupassen. Weil Wind, Sonne und Niederschläge die Trefferlage beeinflussen, wird vor dem Rennen auf Papierscheiben geschossen. So sieht man genau, wo die Schüsse landen. Geht’s ins Zentrum, ist alles okay. Landen die Schüsse aber zu weit rechts, links oben oder unten, kann die Visierlinie über zwei Drehrädchen am Gewehr solange verstellt werden, bis es wieder genau ins Schwarze geht. Funktioniert allerdings nur, wenn der Biathlet generell sicher schießt.

BEPPO

Ist ein großer schlanker Fuchs, der die Zuschauer bespaßen soll und vorab für die Reklame verantwortlich ist. Auf seiner Facebook-Seite macht das offizielle Maskottchen Rabatz und informiert über die wichtigsten Ereignisse in und um Ruhpolding. Außerdem lässt er wissen, dass er – wie es sich für seinen Job gehört – gerne tanzt und turnt. Doch auch wenn es anders wirkt, ist Beppo nur entfernt verwandt mit Bumsi, dem berühmtesten Maskottchen in der Biathlon-Welt, das im Antholzertal sein Unwesen treibt.

CROSSFIRE

Ein seltenes Missgeschick, das auch den besten Biathleten mal passiert. Magdalena Neuner zum Beispiel. Beim diesjährigen Weltcup in Nove Mesto war es, als die 25 Jahre alte Bayerin auf die falschen Scheiben und sich damit um den Sieg schoss. Da jeder Athlet nur die Ziele auf seiner Schießbahn anvisieren darf, zählen Treffer, die aus Versehen auf die Nachbarbahn abgegeben werden, nicht. Maximal freuen sich die Gegner über das Malheur. Wie sich das anfühlt, kann bei Uschi Disl, Magdalena Forsberg oder Darja Domratschewa oder eben Neuner erfragt werden.

FAN-HITPARADE

Auch das gehört zu den Auswüchsen der in Deutschland populärsten Wintersportart. Nicht nur, dass in den deutschen Biathlon-Stadien sowieso eine akute Schlager-Dauerbeschallung angesagt ist, jetzt dürfen die etwa 30 000 Zuschauer pro Tag auch ihre Lieblingssongs wählen. Ein Musikexperte namens DJ Lumpi erstellt in der Chiemgau-Arena einen Fan-Countdown. Damit der Anschein eines internationalen Events irgendwie gewahrt bleibt, soll neben dem nationalen auch eine internationale Hitparade laufen. Und dann die Hände zum Himmel...

KLEINKALIBER

Seit 1978 wird mit Kleinkalibergewehren geschossen. Da das Gewicht der Waffen zwischen 3,5 und 6 Kilogramm beträgt, kann der Biathlet sein Arbeitsgerät während des Wettkampfes auf dem Rücken mitführen. Am Schießstand muss er die Schüsse dann manuell nachladen; automatische oder halbautomatische Waffen sind verboten. Die Entfernung zu den Scheiben beträgt sowohl beim Stehend- als auch beim Liegendschießen 50 Meter. Der Durchmesser der Trefferfläche beträgt 4,5 Zentimeter im Liegendanschlag und 11,5 Zentimeter stehend.

MIXED-STAFFEL

Mit diesem Wettbewerb startet die WM am Donnerstag. Er wird von einigen noch nicht richtig für voll genommen, gehört aber seit nunmehr vier Jahren zum offiziellen Programm. Wie in der gewöhnlichen Staffel spurten und schießen nacheinander vier Athleten eines Landes, allerdings geschlechterübergreifend. Die zwei Frauen absolvieren zunächst jeweils sechs Kilometer, die Männer laufen danach 7,5 Kilometer. Im Weltcup, bei Weltmeisterschaften und Olympia werden mit Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel und Gemischter Staffel sechs Disziplinen ausgetragen.

NÄHMASCHINE

Wenn ein Athlet nach dem Rennen berichtet, er hätte eine Nähmaschine bekommen, meint er keineswegs ein bizarres Präsent für seine Leistung. Vielmehr wurde er von einem Phänomen beim Stehendschießen heimgesucht. Die Beine schlottern plötzlich, und so wird es schwer, die Zielscheiben zu treffen. Ursache ist, dass der Puls nach dem anstrengenden Langlauf durch eine längere Pause am Schießstand in einen Bereich fällt, in dem die Muskulatur zu zittern beginnt. Die Nähmaschine verdeutlich damit, was die Spannung dieses Sports ausmacht: das Wechselspiel zwischen Ausdauer und Präzision.

ROLL-SKI

Ein unter den Biathleten umstrittenes Trainingsgerät für den Sommer. Manche können nicht viel anfangen mit dem Teil, das man sich unter die Füße schnallt, um die Langlauftechnik zu imitieren. Andere schwören auf den Roll-Ski. Er besteht aus einem Holm und zwei bis vier Rädern. Bei den zunehmend beliebten Sommerwettbewerben kommen die Geräte zum Einsatz. Biathlon ein Wintersport? Von wegen.

STRAFRUNDE

Verfehlt ein Athlet beim Schießen das Ziel, muss er eine Zusatzrunde von 150 Metern absolvieren. Das kostet dann etwa 25 bis 30 Sekunden. Ausnahme ist der Einzelwettkampf, in dem anstatt der Strafrunde eine Strafzeit von einer Minute pro Fehler berechnet wird. In der Staffel muss der Biathlet erst in die Strafrunde, wenn er trotz dreimaligen Nachladens nicht alle fünf Scheiben korrekt trifft. Kommt trotzdem immer mal wieder vor.

ZIRMBERG

Eigentlich eher ein Hügelchen, das dem Biathlon-Stadion einst seinen Namen gab. Heute fungiert es unter dem moderneren Namen Chiemgau-Arena und bietet nach einem Umbau im Jahr 2010 einen der schwierigsten Parcours des Weltcups. Zu den wichtigsten Streckenpunkten am Fuße des Zirmbergs gehören die Omega-Schleife und das Schoadhaufennock, wie die Wende am Fischbach im Ruhpoldinger Jargon heißt.

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