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Sport: Lieblings Rückkehr

Marc Fortier gastiert mit den Frankfurt Lions bei den Eisbären

Berlin. Es ist kaum sechs Monate her, da wurde im Sportforum Hohenschönhausen ein herzzerreißendes Rührstück aufgeführt. Hauptdarsteller war Marc Fortier. Fast sechs Jahre hatte der Kanadier seinen Dienst beim EHC Eisbären verrichtet. Im deutschen Eishockey ist das eine Ewigkeit. Und nun wollte die Klubführung dem 36-jährigen Stürmer keinen neuen Vertrag geben. Auf der Saisonabschlussfeier der Eisbären herrschte Trauerstimmung. Fortier wusste, was das Volk hören wollte. „Einmal Eisbär, immer Eisbär", flüsterte der Kanadier ins Mikrofon. Über 3000 Fans lauschten andächtig den Worten ihres scheidenden Lieblings.

Die Eisbären waren kurz zuvor im Play-off-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gescheitert, hatten aber eine durchaus passable Saison gespielt – nicht zuletzt dank Kapitän Fortier und seinen 24 Toren. Und den wollte der Klub ziehen lassen? Der Schuldige war schnell ausgemacht. Manager Peter John Lee wurde von den Fans mit Schmährufen belegt. Dabei hatte Lee dem Kanadier einen neuen Vertrag angeboten. Aber so viel wie Fortiers neuer Arbeitgeber, die Frankfurt Lions, konnte und wollte der Berliner Manager nicht bieten.

Im Oktober ist die Posse vom April im Sportforum längst vergessen. Die Eisbären sind nach acht Spieltagen Tabellenzweiter, spielen ein dynamisches und attraktives Eishockey, von dem die Anhänger zu Zeiten Fortiers nur träumen konnten. Die Personalpolitik von Lee und Trainer Pierre Pagé kann also so schlecht nicht gewesen sein. Seinerzeit übersah mancher, dass Fortier nicht unbedingt in das Konzept seines kanadischen Landsmannes Pagé passte. Die Wege der beiden hatten sich schon einmal getrennt. Das war Anfang der Neunziger Jahre, als Pagé in der nordamerikanischen Profiliga NHL die Quebec Nordiques betreute – und Fortier ins Farmteam abschob. Keine gute Voraussetzung für ein herzliches Wiedersehen in Berlin, oder? Pagé weiß, was gemeint ist, und gibt sich betont vorsichtig. „Marc war ein guter Spieler, aber wir hatten damals in Quebec viele gute Spieler im Team", sagt der Eisbären-Trainer. „Marc passt in jeden Plan. Aber niemand ist unersetzbar." Fortier war bei den Eisbären ersetzbar, das haben die Berliner längst bewiesen.

Fortier bewegt sich derzeit mit den Lions im Tabellenmittelfeld der DEL. Am Mittwoch, beim ersten Wiedersehen Fortiers mit der alten Wirkungsstätte, sind die Lions Außenseiter. Fortier weiß, was vor der Partie bei den Eisbären (Spielbeginn 19.30 Uhr, Sportforum) zu sagen ist: „Im Herzen bin ich immer ein Eisbär." Und: „Ich freue mich auf die Begrüßung der Fans." Die wird verdientermaßen herzlich ausfallen. „Wahrscheinlich wird die Stimmung geteilt sein. Fünfzig Prozent für Fortier, fünfzig Prozent für uns", sagt Pierre Pagé. Ein Scherz, natürlich. Kaum anzunehmen, dass die Fans im Sportforum Hohenschönhausen am Mittwoch ein Tor von Marc Fortier mehr bejubeln werden als eines der Eisbären. Claus Vetter

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