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Sport: Liga rauf, Vermögen rauf, Schulden rauf Der 1. FC Union spricht erstmals vom Aufstieg

Berlin - Alle Jahre wieder, wenn die Mitgliederversammlung naht, gönnt sich Dirk Zingler einen kleinen Mathe-Exkurs. Auf den Cent genau rechnet der Präsident des Fußball-Drittligisten 1.

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Alle Jahre wieder, wenn die Mitgliederversammlung naht, gönnt sich Dirk Zingler einen kleinen Mathe-Exkurs. Auf den Cent genau rechnet der Präsident des Fußball-Drittligisten 1. FC Union dann aus, wieviel jedes einzelne Mitglied zahlen müsste, damit alle Schulden des Vereins auf einen Schlag getilgt wären. Der Betrag läge aktuell bei 1085,40 Euro. Was die derzeit 5346 Union-Mitglieder nicht zu schockieren braucht. Erstens wird der Verein von ihnen dieses Geld weder in naher noch in ferner Zukunft ernsthaft eintreiben wollen, zweitens lag der Betrag vor zwölf Monaten noch rund 200 Euro höher – pro Kopf, versteht sich.

Wer allerdings daraus nun den Schluss zieht, der 1. FC Union habe seinen Schuldenstand gehörig senken können, der irrt. Ein Anstieg der Mitgliederzahl um rund 900 binnen eines Jahres ist maßgeblich dafür, dass Zingler bei seiner Rechnung mit einem so erfreulich reduzierten Wert aufwarten kann. In Wahrheit sieht es so aus: Die kurzfristigen Verbindlichkeiten konnte Union innerhalb eines Jahres zwar um rund 250 000 Euro auf inzwischen 967 712 Euro senken. Dafür waren unter anderem Reduzierungen der Kosten im Verwaltungsbereich und Einsparungen im Amateur- und Jugendbereich nötig. Nur langfristig tut sich eine Finanzlücke von 5,8 Millionen auf. Die Steigerung um rund 400 000 Euro gegenüber dem Vorjahr hat ihren tieferen Grund darin, dass für das Geld, das der frühere Geldgeber Michael Kölmel Union stundet, Zinsen anfallen, und zwar in Höhe von 400 000 Euro – Jahr für Jahr. Kölmel hat zehn Millionen seines Finanzeinsatzes bei Union dauerhaft mit Rangrücktritt versehen, weitere 4,8 Millionen Euro allerdings werden bis 2010 fällig. „Da stehen dann neue Verhandlungen an“, sagt Dirk Zingler.

Beträchtlich gesteigert hat Union sein Anlagevermögen. Dieser Posten wies zum 30. Juni 2007 vergleichsweise bescheidene 929 973 Euro aus. Am 31. Dezember dieses Jahres werden dort 3,9 Millionen Euro auftauchen. „Der Verein stärkt seine Vermögenssituation erheblich“, sagt Zingler. Der Umbau des Stadions an der Alten Försterei macht’s möglich. Große Teile der anfallenden Arbeiten werden in Eigenregie von Mitgliedern durchgeführt, kostspielige Aufträge an Fremdfirmen bleiben Union weitgehend erspart. „Durch Sponsoren und die Hilfe der Mitglieder schaffen wir beim Stadionbau ein Vermögen von drei Millionen Euro“, sagt Zingler. Dieses Geld steckt aber in Sachwerten, es ist nicht so ohne Weiteres flüssig zu machen, erhöht aber die Chancen bei der Kreditaufnahme als Sicherheit gegenüber Banken.

Erstmals bekennt sich die Vereinsspitze jetzt auch zu der Zielsetzung: Aufstieg in die Zweite Liga. Zingler verkündet: „Wir sind nicht überheblich, aber wir stellen uns diesem Ziel. Wir bauen das Stadion nicht für die Dritte Liga, sondern für die Zweite Liga.“ Sollte es mit dem Aufstieg nicht klappen, wird Union aber auch nicht untergehen. „Dann bricht nicht gleich die Welt zusammen“, verspricht Zingler. Karsten Doneck

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