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Hey, hier kommt Änis. Ben-Hatira bejubelt seine beiden Tore mit den Hertha-Fans in der Ostkurve. Foto: dpa

© dapd

Sport: Lob für den Langholzbeauftragten

Ramos und Ben-Hatira schießen Hertha zu einem 3:0-Sieg über 1860 München.

Berlin - Was macht eine Mannschaft, die gern lange Bälle auf einen Zielspieler holzt, wenn das Ziel fehlt? Sie sucht sich ein Ersatzziel. Adrian Ramos vertrat bei Hertha BSC den angeschlagenen Sandro Wagner nicht nur im Kopfball, sondern auch als Torschütze und Vorbereiter beim 3:0 (0:0)-Sieg gegen 1860 München. Vor 32 547 Zuschauern im Olympiastadion schoss der Kolumbianer Hertha nach fast einer Stunde erst in Führung, dann entschied seine Torvorlage für Änis Ben-Hatira das Spiel. Ben-Hatira traf noch ein zweites Mal. Hertha schob sich vorerst auf Aufstiegsplatz zwei, blieb im siebten Spiel in Folge ungeschlagen und zeigte im Zweitligaspitzenspiel die beste Saisonleistung. „Es war ein sehr schöner Fußballabend“, sagte Trainer Jos Luhukay, „bei schlechtem Wetter, nassem Rasen und hohem Spieltempo“. Er freute sich nicht nur, dass seine Mannschaft ein gutes Spiel gemacht, sondern das „auch mal durch Tore ausgedrückt“ habe.

Dabei war Hertha angeschlagen nach dem 2:2 beim Tabellenletzten Duisburg, neben Wagner blieb auch Ronny zunächst auf der Bank, Kapitän Peter Niemeyer kehrte dagegen in die Startelf zurück. Die Berliner begannen unter Regenschwaden sehr aggressiv, störten die Münchner früh, was den Gästen sichtlich Probleme bereitete. Für die vielen langen Pässe, die nach Ballgewinn oft folgten, agierte Ramos als Beauftragter in Sachen Langholzverarbeitung. In der zweiten Minute köpfte er über das Tor, in der elften scheiterte er nach einem Konter an Gabor Kiraly. Sami Allagui traf aus fünf Metern nur das Außennetz. Mit der Zeit konnten sich auch die biederen Münchner besser durchsetzen, nach einem Ballverlust von Peter Pekarik sprintete Daniel Halfar vor, doch Thomas Kraft lenkte den Ball an den Pfosten. Von dort ging es direkt zum Gegenangriff, wieder aber verfehlte Ramos mit einem Kopfball das Tor. Der Kolumbianer, den Luhukay „belebend“ nannte, war deutlich aktiver als sein Nebenmann Allagui, der kein Kombinationsspieler mehr wird.

Hertha erzeugte nach der Pause weiter Druck auf das 1860-Tor. Es wurde belohnt, als Ndjeng vor dem Strafraum in selbigen flankte und Ersatzziel Ramos köpfte, wie es auch Wagner nicht besser gekonnt hätte, 1:0. „Er ist sicherlich der beste Offensivkopfballspieler im Kader“, adelte ihn Manager Michael Preetz. Der Geadelte hatte kaum ausgejubelt, als er den Ball zwei Minuten später auf Änis Ben-Hatira durchsteckte. Der drosch den Ball unter die Latte und rutsche auf Knien vor die Ostkurve, um den Doppelschlag zu feiern. „Für Änis war es zuletzt nicht leicht“, sagte Preetz, „man hat an seiner Reaktion gesehen, dass da der berühmte Stein gefallen ist.“

Auch bei Hertha war etwas gefallen, das zweite Tor, es wurde endlich einmal nachgelegt, wie Luhukay es sich gewünscht hatte. Hertha arbeitete aber auch gut gegen den Ball. Und mit Ball hatten längst Kombinationen die langen Pässe der Anfangsphase abgelöst. Von 1860 kam mehr Risiko, aber nur noch ein Torschuss. Das lag auch am jungen John Anthony Brooks in der Abwehr, den Luhukay zuletzt wachgerüffelt hatte. Die Ansprache habe „natürlich“ geholfen, sagte der 19-Jährige später strahlend. Bei Hertha half, dass der starke Kluge bei einem Konter schnell auf Ben-Hatira spielte. Der lupfte den Ball über Kiralys Fingerkuppen. Kiraly parierte kurz darauf noch einen Freistoß des eingewechselten Ronny. Und Ramos wurde bei seiner Auswechslung für das Originalziel Wagner erstmals seit langem im Olympiastadion lautstark gefeiert. Ebenso wie der höchste Saisonsieg, bei dem Hertha gegen 1860 so viele Tore ins Ziel brachte, wie die Münchner zuvor in acht Spielen kassiert hatten. Dominik Bardow

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