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Sport: Locker und launig

Die deutsche Nationalelf spaziert in der EM-Qualifikation zu einem 6:1 über Aserbaidschan

Am Ende war es eigentlich egal, woran es nun gelegen hatte, dass gestern Abend ein wenig WM-Feeling in Köln aufgekommen war. Locker und leicht erspielte sich die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw vor 43 751 durchweg gut gelaunten Zuschauern ein 6:1 (3:0) über Aserbaidschan. Aserbaidschan ist zwar nur die Nummer 105 der Weltrangliste. Trotzdem hat der zweite Sieg im zweiten Qualifikationsspiel zur EM 2012 für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zwei angenehme Folgen: Der WM-Dritte ist mit der maximalen Ausbeute von sechs Punkten aus zwei Spielen in den Wettbewerb gestartet; und ihm ist ein Fehlstart wie jener der Portugiesen erspart geblieben. „Diese Mannschaft hat Spaß zusammenzuspielen“, sagte Kapitän Philip Lahm, „es ist nicht alles gelungen, aber insgesamt können wir zufrieden sein.“

Dass gestern Abend für die Deutschen eine Blamage ausblieb, dafür war nicht die große Kulisse verantwortlich, die Aserbaidschans Trainer Berti Vogts im Vorfeld als großen Gegner seiner Mannschaft ausgemacht hatte, da sie in der Heimat für gewöhnlich vor nur 200 Zuschauern spielt. Das ist vermutlich ein wenig untertreiben, aber es verdeutlicht die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen. Aserbaidschan war Deutschland schlicht in allen Belangen unterlegen.

Es bedurfte jedoch eines kleinen Anschubsers von außen. Als Per Mertesacker nach wenigen Minuten und einem Ellenbogencheck zusammensank und mit einem Cut unter dem linken Auge gegen Heiko Westermann ausgewechselt werden musste, sollte das nicht folgenlos bleiben. Dem eingewechselten Verteidiger vom Hamburger SV gelang nach einer halben Stunde im Nachsetzen die Führung. Zur eigentlichen Überraschung des Abends hatte Löw auf Westermann in der Startformation verzichtet, Philipp Lahm auf die linke Verteidigerseite gestellt und Sascha Riether vom VfL Wolfsburg auf rechts zu dessen zweiten Länderspieleinsatz verholfen. Westermann gab seine Antwort auf dem Platz.

Nach seinem Treffer war das blaue Bollwerk geknackt. In den verbleibenden Minuten der ersten Hälfte entwickelte sich ein Spielchen, wie es sich die Deutschen wünschten. Sie kombinierten wie einst im südafrikanischen Winter und trafen noch vor dem Pausenpfiff zweimal. Erst erzielte der zuletzt gescholtene Kölner Fußballprinz Lukas Podolski in seinem 81. Länderspiel sei 41. Tor, anschließend erhöhte der ewige Miroslav Klose auf 3:0. Das Spiel war gelaufen und so interessierte man sich gestern Abend auch dafür, wo denn Michael Ballack war. Im Stadion, wie es Joachim Löw erwartet hatte, war der 33-jährige Teilzeitkapitän nicht ausfindig zu machen. „Ich hatte es ihm freigestellt“, sagte Bundestrainer Joachim Löw dazu, „die Entscheidung muss er treffen.“

Zu Beginn der zweiten Hälfte unterlief den tapferen, aber limitierten Gästen ein Eigentor, was sie umgehend korrigieren konnten. Denn irgendwie landete der Ball tatsächlich im deutschen Tor zum 4:1. Manuel Neuer im deutschen Tor machte dabei eine unglückliche Figur. Seine Faustabwehr nach einer Ecke landete auf dem Rücken der Aserbaidschaners Cavadov und plumpste von dort hinter die Torlinie.

Nach einer Stunde setzte Joachim Löw noch einmal einen Reizpunkt. Für den WM-Torschützenkönig Thomas Müller kam Marko Marin, der ein paar hübsche Szenen hatte und Torchancen kreierte. Doch einerseits hatten die Gäste in Kamran Aghajew ihren besten Mann im Tor, andererseits fehlte den Deutschen auch der letzte Tick Zielstrebigkeit. Und als Löw auch noch Spielgestalter Bastian Schweinsteiger vom Feld nahm (für ihn kam Cacau), war klar, dass seine Elf nichts mehr zu beweisen hatte. Trotzdem krönte Verteidiger Holger Badstuber seine gute Leistung noch mit einem Kopfballtreffer. Und Miroslav Klose erzielte in der Nachspielzeit seinen zweiten Treffer und sorgte damit, dass dieses Spiel für ihn noch eine kleine historische Dimension erhielt. Mit nun 55 Treffern in 103 Länderspielen zog er mit Joachim Streich gleich und liegt nun hinter Gerd Müller auf Platz zwei der Rekordtorschützenliste der deutschen Nationalmannschaft.

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