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Niko von Glasow hielt die Paralympics zuvor für eine "dumme Idee". Die einbeinige Schwimmerin Christiane Reppe hat ihn vom Gegenteil überzeugt.

© promo/ Senator Filmverleih

Neuer Paralympics-Film "Mein Weg nach Olympia": Locker und schonungslos

Bei diesem Film darf man lachen, obwohl es um Behinderte geht - Regisseur und Protagonisten haben ihr ausdrückliches Okay gegeben. Der behinderte Regisseur Niko von Glasow hat verschiedene Athleten auf ihrem Weg zu den Paralympics begleitet und das, obwohl er Sport eigentlich hasst.

Niko von Glasow macht keinen Hehl daraus, wie er über den Gegenstand seines Films denkt: „Ich finde Sport grundsätzlich bescheuert und halte die Paralympics für eine dumme Idee.“ Mit diesem Satz beginnt „Mein Weg nach Olympia“, der an diesem Donnerstag in die Kinos kommt. Gerade diesen kritischen Blick auf das Thema fand der contergangeschädigte Regisseur und Produzent spannend und hat mit Menschen gesprochen, die genau das lieben, was er hasst: Sport treiben – bis zum Extrem. Christiane Reppe ist eine der Leistungssportlerinnen und -sportler, die von Glasow für seinen neuen Film getroffen hat. „Am Anfang war ich skeptisch“, sagt die 27 Jahre alte Schwimmerin, der mit fünf Jahren wegen eines bösartigen Tumors das rechte Bein amputiert wurde. Aber jetzt ist sie „mehr als zufrieden“ mit dem Ergebnis des Films.

Von Glasow hasst Sport - Grund für ihn, darüber einen Film zu machen

Niko von Glasow hat Christiane Reppe und drei weitere Behindertensportler aus Norwegen, den USA und Griechenland sowie das Sitzvolleyball-Team aus Ruanda auf dem Weg zu den Paralympics in London 2012 begleitet. Entstanden ist dabei ein nüchterner, aber auch äußerst unterhaltsamer Film.

„Macht dir das Spaß?“, fragt von Glasow die Tischtennisspielerin Aida Dahlen, als sie mühsam einen Liegestütz nach dem anderen macht – einarmig, denn Aidas linker Arm ist vom Ellenbogen an amputiert. „Nein, es ist die Hölle“, keucht die Norwegerin, aber sie macht trotzdem weiter. Beim Training für die Paralympics gehen alle Sportlerinnen und Sportler in von Glasows Film bis an ihre körperlichen Grenzen. Dabeisein reicht ihnen nicht, sie wollen gewinnen, am liebsten Gold.

Christiane Reppe musste mit 5 Jahren ihr rechtes Bein amputiert werden - Grund war ein bösartiger Tumor. Heute gehört sie zu einer der besten deutschen Paralympics-Schwimmerinnen.
Christiane Reppe musste mit 5 Jahren ihr rechtes Bein amputiert werden - Grund war ein bösartiger Tumor. Heute gehört sie zu einer der besten deutschen Paralympics-Schwimmerinnen.

© promo/ Senator Filmverleih

„Ich fühle mich schlecht, wenn ich verliere“, sagt der griechische Bocciaspieler Greg Polychronidis im Film. Er leidet an progressiver Muskeldystrophie, fortschreitendem Muskelschwund, und sitzt deswegen im Rollstuhl. „Ist das gruselig, wenn die eigenen Muskeln nach und nach verschwinden?“, fragt von Glasow den Bocciaspieler geradeheraus – eine schonungslose Frage, die wohl nur jemand, der selbst behindert ist, stellen kann. „Die direkte Art von Niko von Glasow, immer wieder nachzubohren, macht den Film besonders“, sagt Christiane Reppe. Sie findet es gut, dass nach dem französischen Filmerfolg „Ziemlich beste Freunde“ nun auch ein deutscher Film über Behinderte in die Kinos kommt, bei dem man lachen kann: „So werden die Zuschauer mal auf lockere Art für das Thema sensibilisiert.“

"Mein Weg nach Olympia" ist ein Film über Behinderte, bei dem man lachen kann und darf

Diese lockere Art des Regisseurs unterscheidet „Mein Weg nach Olympia“ von anderen deutschen Filmen zum Thema Menschen mit Behinderung. Im Februar erschien „Gold – Du kannst mehr, als du denkst“, ein Dokumentarfilm, in dem es ebenfalls um die Geschichte verschiedener Behindertensportler geht. Die Stimmung in „Gold“ ist deutlich ernster als in „Mein Weg nach Olympia“. Die Protagonisten sind verzweifelt, traurig, hoffnungslos, als sie von der plötzlichen Querschnittslähmung oder dem Verlust des Augenlichtes erzählen. Erst mit zunehmendem Training für die Paralympics werden sie optimistischer; komische oder lustige Situationen bleiben in „Gold“ aber bis zuletzt aus. „Klar ist nicht immer alles toll“, sagt auch Christiane Reppe in von Glasows Film, aber große Probleme habe sie mit ihrer Behinderung nicht. Sport sei für sie da, um Spaß zu haben – das wird in „Mein Weg nach Olympia“ deutlich.

Die Darsteller stecken mit ihrem Spaß am Sport schließlich auch von Glasow an. Bei den Paralympics in London jubelt der Regisseur Christiane zu und freut sich mit den Eltern des Bocciaspielers Polychronidis über die Goldmedaille ihres Sohnes. Was ist aus der Überzeugung des Regisseurs geworden, Sport sei bescheuert und die Paralympics doof? „Wir haben ihn vom Gegenteil überzeugt“, sagt Christiane Reppe.

In Berlin läuft „Mein Weg nach Olympia“ im Original mit deutschen Untertiteln am Samstag und am Sonntag um 12.30 Uhr im Cinemaxx am Potsdamer Platz.

Nora Tschepe-Wiesinger

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