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Karl-Heinz Wildmoser im Jahr 2003.

© ddp

"Löwen"-Urgestein: Karl-Heinz Wildmoser ist tot

Die Münchner "Löwen" trauern um Karl-Heinz Wildmoser. Der frühere Präsident des TSV 1860 München ist in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 71 Jahren gestorben.

Der Großgastronom und Oktoberfestwirt Karl-Heinz Wildmoser stand von 1992 bis 2004 an der Spitze des Münchner Traditionsvereins. Während seiner Amtszeit stiegen die "Löwen" von der Bayernliga in die Bundesliga auf und nahmen sogar am Uefa-Cup teil.

"Mit tiefem Bedauern habe ich die Nachricht zur Kenntnis genommen. Karl-Heinz Wildmoser hat über ein Jahrzehnt die Geschicke und Erfolge des Vereins bestimmt. Für uns alle kam sein Tod unerwartet", sagte 1860-Präsident Rainer Beeck. "Karl-Heinz Wildmoser war immer authentisch, ein Typ ohne Zweifel, eine große Persönlichkeit bei 1860 und im deutschen Fußball", erklärte Sportdirektor Miroslav Stevic im Trainingslager der "Löwen" in Bad Häring in Tirol. "Der Verein, die Fans und der gesamte deutsche Fußball verlieren eine beeindruckende Persönlichkeit", sagte der neue Geschäftsführer Robert Niemann.

Wildmoser war vor zwölf Tagen nach einem Schwächeanfall mit Verdacht auf eine Gehirnblutung ins Krankenhaus gebracht worden. In der vorigen Woche sei ein neun Zentimeter großer gutartiger Tumor im Gehirn entfernt worden, teilte die Münchner Klinik "Rechts der Isar" mit. Die Genesung nach dem Eingriff sei sehr gut verlaufen, so dass es bereits Pläne für eine baldige Entlassung von Wildmoser gegeben habe. Nach Informationen der Klinik starb Wildmoser am frühen Mittwochmorgen an einem Herzstillstand.

Seit seinem Rücktritt am 15. März 2004 als Reaktion auf den Bestechungsskandal beim Bau der Allianz Arena hatte sich Wildmoser aus dem Verein zurückgezogen und auf sein Gastronomie-Imperium konzentriert. Auf dem Oktoberfest war der gebürtige Münchner seit 1981 mit dem Zelt der Hühner- und Entenbraterei vertreten.

Historischer Durchmarsch mit 1860 München

Unter dem Bilderbuch-Bayern gelang 1994 der direkte Durchmarsch von der Bayern- in die Bundesliga. Ein historischer Erfolg: Mit den Sechzigern schaffte erstmals ein Verein den direkten Durchmarsch von der Oberliga in die Erstklassigkeit.

Tatsächlich gelang es unter dem zahlungskräftigen Wildmoser und Trainer Werner Lorant, den Verein zu konsolidieren und fast Jahr für Jahr Teams von Format zu bilden. Weltmeister Thomas Häßler und der kroatische WM-Star Davor Suker spielten in Giesing vor, immer wieder qualifizierten sich die Münchner für internationale Wettbewerbe wie den UI- oder den Uefa-Cup.

Das größte Ziel der Anhänger, den noblen Renommierclub FC Bayern von Rang eins in München zu verdrängen, wurde aber nie erreicht. Stattdessen starteten beide Clubs mit dem Bau der Allianz Arena ein Gemeinschaftsprojekt, das vor allem viele Sechziger-Fans erzürnte. Es untergrabe endgültig die eigene Identität, hieß es. Doch auch in dieser Frage blieb Ober-"Löwe" Wildmoser kompromisslos: Die Allianz Arena wurde gebaut.

Die Schmiergeldaffäre um die Allianz-Arena beendete dann die Ära Wildmoser. Am 9. März 2004 wurden Wildmoser und sein Sohn festgenommen, der Senior kam für drei Tage in Untersuchungshaft. Der Tatvorwurf lautete auf Untreue und Bestechung. Der Sohn entlastete den Vater, der Haftbefehl gegen Wildmoser senior wurde daraufhin gegen eine Kaution in sechsstelliger Höhe außer Vollzug gesetzt. Der Sohn wurde wegen Untreue und Bestechlichkeit zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Im August 2008 wurde Wildmoser junior vorzeitig entlassen. (dpa/ddp)

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