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Sport: Logische Sieger

Brasilien feiert an der Copacabana die Beachvolleyball-Weltmeister Ricardo Alex Costa Santos und Emanuel Rego

Rio de Janeiro. Die Party begann im zweiten Satz, als Ricardo Alex Costa Santos und Emanuel Rego einen spektakulären Punkt zum 9:5 gemacht hatten. Danach steigerte sich der Lärmpegel bis zu dem Moment, als die brasilianischen Helden den letzten Ball im Sand platziert hatten. 8000 Fans tobten, erstmalig war die Arena an der Copacabana beim Finale der Beachvolleyball-WM komplett gefüllt, vor den Eingangstoren warteten Hunderte vergeblich auf Einlass. Die Bewohner Rios, die es mit den gelb-grünen und den blauen T-Shirts zweier Sponsoren bis auf die Tribünen geschafft hatten, bekamen genau das geboten, was sie wollten: Extase und den programmierten Sieg der Brasilianer.

Ricardo und Emanuel, das sind die logischen Weltmeister, für den souveränen 2:0 (21:18, 21:15)-Endspielsieg gegen die Amerikaner Holdren/Metzger erhielten sie 60 000 Dollar Preisgeld. Die beiden Brasilianer sind der Beweis der Annahme, dass die beiden besten Einzelspieler auch das beste Doppel ergeben. Der zwei Meter lange Modellathlet Ricardo, den sie ehrfürchtig Blockmaschine nennen, und sein Partner Emanuel, der den Ball trotz 1,90 m Körperlänge schnell und gewandt wie eine Katze verteidigt – das ist eine Kombination, die weltweit Maßstäbe setzt. Vor einem Jahr wurde die Schreckensversion der Szene Wirklichkeit: Wenn Ricardo und Emanuel gemeinsame Sache machen, so die Einschätzung, sind sie eine Klasse für sich. Genauso ist es gekommen, Emanuel und Ricardo dominieren das Geschehen. Gegen jedes Team der World Tour traue er sich einen Sieg zu, hat der deutsche Spitzenspieler Andreas Scheuerpflug in Rio gesagt, „aber die beiden spielen in einer anderen Liga“. Die unterlegenen Finalisten haben das genauso eingeschätzt: „Wir hätten sie auch dann nicht gefährden können, wenn wir unser bestes Level gebracht hätten“, sagte Stein Metzger. Die unterlegenen Kalifornier brauchten sich über das Verpasste nicht zu grämen. Wesentlich größer war die Genugtuung, als Notgemeinschaft sensationell bis ins Finale marschiert zu sein.

Die Geschichte von Daxton Holdren und Stein Metzger ist nur für Außenstehende kurios, in Wahrheit ist sie eine typisch amerikanische: Im Zirkusgeschäft der US-Profitour wird seit jeher ohne Rücksicht auf Verluste geheuert und gefeuert. Sentimentale Befindlichkeiten wie kollegiale Ehre oder Solidarität spielen keine Rolle. Und so wurde Holdren im August von seinem Partner Eric Fonoimoana ohne Vorwarnung zur unerwünschten Person erklärt, zum gleichen Zeitpunkt erhielt Metzger von seinem Kompagnon Kevin Wong die fristlose Kündigung. Nach der Rückkehr vom Grand Slam in Klagenfurt bekam Metzger von seiner Freundin telefonisch mitgeteilt, sie habe in der Los Angeles Times gelesen, dass Wong einen neuen Partner habe. „Mit mir hat der Kerl nie gesprochen.“ In Rio ging die feindliche Übernahme auf Sand für die Initiatoren nach hinten los: Während Fonoimoana und Wong auf Rang neun strandeten, wurden die Verschmähten mit Silber dekoriert. Die Aussicht, es den abtrünnigen Geschäftspartnern zu zeigen, wird eine besondere Triebfeder für Holdren und Metzger gewesen sein. Beide brillierten in Rio mit spielerischer Raffinesse und unorthodoxem Spiel. Als Metzger auf die Schadenfreude angesprochen wurde, die er gegenüber dem Ex-Partner empfinden müsse, hat er gesagt, „ich denke gar nicht mehr an ihn, ich kann mich nicht mal mehr an den Namen von dem Typ erinnern“. Verräterisch war Metzgers breites Grinsen – der Mann hat sich ein Loch in den Bauch gefreut.

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