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Die norwegischen Nationalspielerinnen können sich ab 2018 über höhere Honorare und bessere Rahmenbedingungen freuen.

© Nuno Veiga/dpa

Lohngleichheit im Fußball: Norwegens Fußballfrauen verdienen bald so viel wie die Männer

Davon ist der DFB weit entfernt. Und nicht nur im Fußball hapert es: Frauen verdienen in Deutschland rund ein Fünftel weniger als ihre männlichen Kollegen.

21 Prozent – diese Zahl prangte in den vergangenen Monaten auf zahlreichen Wahlplakaten, und sie wird alljährlich nach der Veröffentlichung des „Gender Pay Gap“, der offiziellen Zahl des Statistischen Bundesamts zum Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen, diskutiert. Frauen verdienen in Deutschland rund ein Fünftel weniger im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Auch der Sport ist nicht von diesem Lohnunterschied ausgenommen, erst recht nicht der von Männern dominierte Fußball.

Selbst in Ländern wie Norwegen, die als vorbildlich gelten in Sachen Gleichstellung, ist das nicht anders. Weniger als halb so viel verdienten die norwegischen Fußballnationalspielerinnen dort bis vor kurzem: 3,1 Millionen norwegische Kronen (etwa 330 000 Euro) betrug das Honorarbudget im Vergleich zu den 6,55 Millionen Kronen (etwa 698 000 Euro), die die Männer jährlich unter anderem durch Werbeaktivitäten erhalten. Damit war die Lohndiskrepanz bei mehr als 50 Prozent – und das in einem Land, das mit 15 Prozent ansonsten eine der niedrigsten Lohnlücken zwischen den Geschlechtern hat. Nun hat die norwegische Spielergewerkschaft Niso mit dem norwegischen Fußballverband (NFF) eine neue Regelung ausgehandelt, die revolutionär ist für den Fußball: Ab kommendem Jahr haben Frauen- und Männerfußballnationalmannschaft das gleiche Budget, nämlich sechs Millionen Kronen. Das ist auch mithilfe der Männer möglich: Sie treten 550 000 Kronen an Werbeeinnahmen an die Frauenmannschaft ab.

Nationalspielerinnen freuen sich über bessere Bedingungen

Nationalspielerin Ingrid Moe Wold freute sich nach der Nachricht über bessere Bedingungen für den Frauenfußball: „Das sind ganz tolle Neuigkeiten, die einen großen Unterschied für die Rahmenbedingungen für die Spielerinnen in der Nationalmannschaft machen“, sagte sie in einer Mitteilung des Verbands. Sie hofft, dass die besseren Bedingungen es den Spielerinnen ermöglichen, sich noch mehr auf den Fußball zu fokussieren, mehr zu trainieren und den norwegischen Frauenfußball weiterzuentwickeln.

Ihre Teamkollegin Caroline Graham Hansen schrieb bei Instagram, dass die neue Regelung nicht nur eine angenehme praktische Verbesserung für die Fußballfrauen sei. „Es war vielleicht eine Selbstverständlichkeit, aber sie bedeutet alles für uns! Für unser Team! Für unseren Sport! Aber nicht zuletzt für alle weiblichen Athletinnen da draußen, die die gleiche Arbeit machen, den gleichen Sport betreiben wie die Männer, aber weniger verdienen!“, schrieb sie unter einem Bild des norwegischen Männernationalteams.

„Im Verhältnis zu den Mädchen sind wir Jungs von vorneherein ziemlich privilegiert und es war nicht schwer, ja zu sagen und ein bisschen vom Marktbonus abzugeben, als die Frage von Niso und NFF kam“, sagt der Kapitän der Männer-Nationalmannschaft Stefan Johansen zu der Entscheidung. „Wir spielen in der Nationalmannschaft ja ohnehin nicht für Geld, solange es nicht um Turniere geht.“ Johansen deutet mit seinem Kommentar die weitaus größere Ungerechtigkeit an: Das große Geld wird in den Klubs verdient, hier klaffen die Gehälter noch weiter auseinander.

Und wie sieht es in Deutschland aus mit der Geschlechtergleichheit? Das Durchschnittsgehalt in der Fußball-Bundesliga der Frauen lag 2011 bei 800 Euro, viele Spielerinnen können sich das Profidasein nicht leisten und müssen neben dem Training arbeiten, studieren oder machen eine Ausbildung. Männliche Profis streichen dagegen meist Gehälter im Millionenbereich ein, in der Bundesliga ist der Sport hochprofessionell organisiert.

Hierzulande ist der Verdienst der Nationalspieler und Nationalspielerinnen anders geregelt als in Norwegen. Die Bezahlung läuft über Antritts- und Leistungsprämien, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bezahlt die Mannschaften also abhängig von ihren Qualifizierungen und wie weit sie in einem Turnier kommen.

Ein Abgrund klafft zwischen den Prämien für Männer und Frauen

Aber auch dabei gibt es gewaltige Diskrepanzen: Bei einem Titelgewinn bei der EM 2016 hätte es bei den Männern 300 000 Euro pro Spieler gegeben, die Frauen hätten 37 500 Euro auf ihr Konto bekommen. Dabei ist diese Summe schon eine deutliche Verbesserung: Bei der EM 2013 in Schweden bekamen die Nationalspielerinnen gerade einmal 22 500 Euro für ihren Titel. Immerhin mehr als im Jahr 1989, als die Frauen ein Kaffeeservice als Geschenk erhielten, weil sie als Amateurinnen keine finanziellen Prämien annehmen durften. Allerdings zahlte der europäische Verband Uefa auch nur 1,27 Millionen Euro für den Sieg bei der Frauen-EM 2017, bei den Männern waren es im Vorjahr 27 Millionen, der DFB müsste also radikal umverteilen.

Noch krasser ist der Prämienunterschied allerdings bei der WM: 60 000 Euro hätten die Frauen in Kanada bekommen, das Fünffache gab es nach dem Sieg 2014 in Brasilien für die Männer. Damit verdienen die deutschen Fußballerinnen nicht nur ein Fünftel weniger – sie verdienen ein Fünftel des Gehalts ihrer männlichen Kollegen, das „Gender Pay Gap“ im Fußball liegt also bei satten 80 bis 90 Prozent. In Sportarten wie Tennis, Leichtathletik oder Triathlon sind die Preisgelder grundsätzlich gleich, ebenso ist es bei den Verbandsprämien bei Olympiamedaillen geregelt.

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