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Sport: Lokomotive Berlin

Die Deutsche Bahn wird Herthas neuer Trikotsponsor

Berlin - Heute wird der Fußball-Bundesligist Hertha BSC die Deutsche Bahn als neuen Trikotsponsor vorstellen. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Konzernkreisen. Dem Vernehmen nach läuft der Vertrag mit der Bahn bis 2009 und ist mit bis zu acht Millionen Euro pro Saison dotiert. Zudem werde Hertha im neuen Hauptbahnhof, der am 28. Mai eröffnet wird, einen Fanshop einrichten. Offiziell wollte das niemand bestätigen. „Wir prüfen verschiedene Optionen“, sagte ein Sprecher der Bahn. Hertha wollte keinen Kommentar abgeben. Der Vertrag mit dem Telekommunikationsunternehmen Arcor ist mit dem Ende dieser Saison ausgelaufen, Hertha kassierte dafür etwa sechs Millionen Euro pro Spielzeit.

Michael Hopfinger, Vorstandsvorsitzender des Wettunternehmens wetten.de AG, bedauerte Herthas Entscheidung: „Wir waren bereits in konkreten Verhandlungen mit Hertha. Offenbar war das Angebot der Bahn lukrativer als das von uns.“ Der Vertragsabschluss mit der Bahn kurz vor Herthas Mitgliederversammlung am 22. Mai gilt als wichtiger Prestigeerfolg der Vereinsführung, die sich in den letzten Tagen Vorwürfen kreativer Buchführung ausgesetzt sah.

Hertha-Geschäftsführer Ingo Schiller kündige unterdessen an, „rechtliche Schritte“ gegen eine Veröffentlichung der Zeitschrift „Focus Money“ zu prüfen, über die auch der Tagesspiegel berichtet hatte. Darin hatte Wirtschaftsprüfer Karlheinz Küting von der Universität des Saarlandes Hertha im Zusammenhang mit der Auslagerung der VIP-Sitze und -Logen in die Hertha BSC Rechte GmbH & Co. KG „kreative Buchführung“ vorgeworfen. Schiller wies die Vorwürfe scharf zurück. „Das sind keine neuen Fakten. Über Erträge durch die Ausgliederung der VIP-Sitze und -Logen haben wir bereits im Anleiheprospekt 2005 detailliert Auskunft gegeben“, sagte Schiller dem Tagesspiegel. Darüber hinaus habe sich bereits die letzte Mitgliederversammlung mit der Thematik befasst.

Unterdessen hat die Vereinsführung einen Misstrauensantrag gegen den Aufsichtsrat wegen Formfehlern abgewiesen. Nach Angaben aus Vereinskreisen habe der Hauptantragssteller, der Mitglied einer Hertha-Fangruppe ist, im vergangenen Jahr seine Mitgliedsbeiträge nicht bezahlt. Die Initiatoren des Misstrauensantrages wollen ihren Antrag am 22. Mai deshalb erneut einbringen. „Wir werden einen Geschäftsordnungsantrag einreichen, der unseren Antrag wieder auf die Tagesordnung setzen soll“, sagte Felix Obergföll, einer der Antragsteller. Alleine hierfür ist eine Zweidrittelmehrheit auf der Mitgliederversammlung erforderlich. Mehr Hoffnung setzt die Opposition auf mehrere Satzungsänderungsanträge, die mehr Transparenz vor allem in finanzielle Entscheidungen der Vereinsführung bringen sollen. Im Gegensatz zum Misstrauensantrag, der von bislang nicht öffentlich in Erscheinung getretenen Mitgliedern vorrangig aus Fangruppen getragen wird, stehen hinter diesen Anträgen die prominenten Hertha-Oppositionellen Otto Schulz und Rolf Liedtke.

Während zwei ihrer Anträge aus formaljuristischen Gründen zumindest vorerst keine Chance auf Annahme haben – hierbei geht es um die Möglichkeit einer Direktwahl des Aufsichtsrates der KgAA und um die Direktwahl des Präsidiums, das derzeit vom Aufsichtsrat bestimmt wird –, ist ein Antrag von besonderer Brisanz: Demnach soll die Mitgliederversammlung künftig jährlich den Aufsichtsrat entlasten können, nicht wie bislang lediglich nach Ablauf der vierjährigen Amtsperiode. In einem von Hertha-Präsident Bernd Schiphorst bestellten Rechtsgutachten wird dieser Vorschlag als „günstig“ bezeichnet, da eine Entlastung die Aufsichtsratmitglieder „von der Erfüllung möglicherweise bestehender Schadensersatz- oder Bereicherungsansprüche des Vereins“ entbinde. „Es muss auch im Sinne der Aufsichtsratmitglieder sein, regelmäßig entlastet zu werden“, begründete Antragssteller Schulz seine Initiative. In einem weiteren, von Hertha als rechtskonform eingestuften Antrag fordert Schulz zudem die Entlastung der Mitglieder des Beteiligungsausschusses.

Herthas Führung kündigte in dieser Angelegenheit Kompromissbereitschaft an. Präsident Bernd Schiphorst lud Schulz und Liedtke zur Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe zur Satzungsreform ein, warnte aber vor „Flickschusterei“. (mit fmb)

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