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Lukas Podolski wird sogar von Bundestrainer Joachim Löw umarmt.

© dpa

Letztes Länderspiel für Deutschland: Lukas Podolski - menschlich unersetzlich

Am Mittwoch gegen England bestreitet Lukas Podolski sein letztes Spiel im DFB-Trikot. Vorher legte er noch einen unterhaltsamen Auftritt hin.

Mit 31 Jahren ist Lukas Podolski jetzt also im Museum angekommen. Natürlich ist das nur ein kurzer Ausflug, weil er nach eigenen Angaben ja noch relativ jung ist und noch ein paar Jahre professionell Fußball spielen will. Trotzdem ist das Deutsche Fußball-Museum in Dortmund perfekt gewählt für die Pressekonferenz vor dem Länderspiel am Mittwoch gegen England (20.45 Uhr, live in der ARD), für den 130. und zugleich letzten Auftritt des ewigen Kölners Podolski in der Nationalmannschaft. Dreizehn Jahre hat er für die DFB-Elf gespielt, er ist der letzte Überlebende aus einer anderen, einer dunklen Zeit des deutschen Fußballs, und tatsächlich wird Podolski bei der Pressekonferenz gefragt, ob er jetzt museumsreif sei.

Museumsreif ist auf jeden Fall seine Karriere. „Er war einer der größten Spieler, die Deutschland hervorgebracht hat“, sagt Bundestrainer Joachim Löw, der diese Karriere fast seit ihren Anfängen im Frühsommer 2004 begleitet hat. An sieben großen Turnieren hat Podolski teilgenommen, der gebürtige Pole hat die drittmeisten Länderspiele für Deutschland bestritten (nach Lothar Matthäus und Miroslav Klose), er hat die drittmeisten Tore erzielt (hinter Gerd Müller und Miroslav Klose) und ist 2014 Weltmeister geworden. „Es waren schöne und geile dreizehn Jahre“, sagt Podolski. Einen besonderen Moment aus all dieser Zeit will er trotzdem nicht hervorheben, „es wäre unfair gegenüber den anderen Momenten“.

Das ist typisch für ihn. Für Podolski hat es nie einen Unterschied gemacht, ob jemand Vorstandsvorsitzender ist oder Putzfrau. „Er hat jedem das Gefühl gegeben, dass er unheimlich wichtig ist“, sagt der Bundestrainer. Einen Mitschnitt seiner letzten Pressekonferenz könnte man im Fußballmuseum in der Dauerschleife zeigen. Wie er dem Dolmetscher einflüstert, dass Philipp Lahm nach Chicago wechsle und nicht Bastian Schweinsteiger, wie der Übersetzer das dann genau so weiterverbreitet, bis Podolski neben ihm anfängt zu lachen. Ja, so ist er, so war er, der Poldi.

Im Sommer zieht Podolski weiter nach Japan

„So ein Spieler, so ein Mensch wird uns schon fehlen“, sagt der Bundestrainer. Sportlich ist der Verlust zu verschmerzen. Podolski spielt mittlerweile bei Galatasaray in der international allenfalls zweitklassigen türkischen Süperlig, im Sommer wird er weiterziehen nach Japan. Schon bei der Weltmeisterschaft in Brasilien hat der Linksfuß nur eine Nebenrolle gespielt; bei der EM im vergangenen Sommer erhielt er im Achtelfinale noch einen Ehreneinsatz, aber wenn es wirklich wichtig wurde, blieb Podolski außen vor. Nur einmal schaffte er es seit der WM 2014 in die Startelf. Das war gegen Gibraltar.

Der menschliche Verlust ist ungleich größer. „Den Lukas kann niemand ersetzen“, sagt Löw. „Er ist ein Unikat.“ Podolski hat seinen sportlichen Bedeutungsverlust in der Nationalmannschaft mannhaft ertragen, er hat nie gehadert, sondern sich mit der Nebenrolle im Sinne des Gesamterfolgs arrangiert. Dazu besitze Podolski die Gabe, „aus schweren Situationen was Leichtes zu machen“, sagt der Bundestrainer. Ihm selbst habe er ja auch das eine oder andere Mal aus der Patsche geholfen, fügt Löw hinzu. „So was kann nur Lukas.“

Zum Abschluss gegen England wird Lukas Podolski die Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld führen. Sensationell sei das, sagt er, „mehr geht nicht, glaub ich. Dafür kann man nur danke sagen“. Der sogenannte Klassiker steht diesmal ganz im Zeichen von Podolskis Abschied, um sportliche Themen geht es nur am Rande. Torhüter Manuel Neuer fällt aus, außerdem werden Mesut Özil und Julian Draxler geschont, die über muskuläre Probleme im Oberschenkel klagen, dazu Mario Gomez, der wegen Adduktorenproblemen zwei oder drei Tage pausieren muss.

Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Leipziger Timo Werner in Podolskis letztem Länderspiel sein Debüt in der Nationalmannschaft geben wird. Der 21-Jährige sei schnell, gehe in die Tiefe und habe einen guten Abschluss, sagt der Bundestrainer. All das hat man auch mal über Podolski gesagt. Damit aber erschöpfen sich auch schon Werners Gemeinsamkeiten mit dem Volksliebling Poldi. Lukas Podolski sagt, er könne Timo Werner nicht raten, dass er „so ein Typ werden soll wie ich oder werden möchte“. Es wäre so, als würde man einer Stubenfliege empfehlen, sich mal als Steinadler zu versuchen.

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