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Ausgeruht ein Spitzenmann. Tomas Kmet kann am Netz Akzente setzen. Foto: p-a/dpa

© picture alliance / dpa

Sport: Mach mal Pause

Mittelblocker Tomas Kmet findet bei den Volleys nur mit Mühe in die Rolle als Leistungsträger.

Berlin - Tomas Kmet windet sich in seinem Stuhl, ein bisschen nur, aber trotzdem auffällig genug. Es ist der Moment, in dem er an Moers denkt. Moers steht für bittere Momente im sportlichen Leben des Tomas Kmet. Moers steht für eine 1:3-Niederlage im Februar in der Schmeling-Halle, Moers steht für zwei Tage, in denen der Slowake richtig sauer war. „Nach keiner anderen Niederlage in dieser Saison habe ich so lange gebraucht, um alles zu verarbeiten“, sagt er.

Moers steht aber auch für das Hauptproblem der BR Volleys in dieser Saison. Dem Volleyball-Bundesligisten fehlt der Rhythmus, die Mannschaft wirkt nicht immer wie ein Team. Und damit ist Tomas Kmet ein wesentlicher Teil des Problems. Er stieß als bester Mittelblocker der Bundesliga in der vergangenen Saison aus Haching zu den Volleys, er sollte einer der Profis sein, die Berlin wichtige Punkte sichern. Aber Kaweh Niroomand, der Volleys-Manager, sagte gegen Ende der Liga-Spiele: „Tomas hat sich nicht so entwickelt, wie wir das gerne hätten.“

Aber jetzt sitzt Tomas Kmet im Korber-Zentrum in Berlin, kurz vor dem Training, und sagt: „Jetzt wollen wir alle zeigen, was wir können. Die Aggressivität im Training ist viel höher.“ Heute treffen die Volleys im ersten Play-off-Halbfinale auswärts auf den VfB Friedrichshafen. Die Schwaben sind Titelverteidiger, na und? „Wenn wir ins Finale wollen, müssen wir jede Mannschaft schlagen können“, sagt Kmet.

Der Slowake kann überaus souverän im Block arbeiten. Felix Fischer, Mittelblocker wie Kmet bei den Volleys, sagt, dass er ihm manchmal einfach nur genießerisch zuschaut. „Wenn Tomas blockt, weiß ich von vornherein, dass er den Ball abfängt.“ Wenn Kmet in Bestform spielt, stimmt das.

Aber der 30-Jährige, 175-maliger slowakischer Nationalspieler, war phasenweise einfach nur müde und erschöpft. Im Dezember war es besonders schlimm. Seit Juli 2010 hatte er keine Pause, Nationalmannschaft, Bundesliga, Saisonvorbereitung, das hinterlässt Spuren. „Eigentlich bräuchte man mal zwei Wochen Pause“, sagt Kmet, „aber das geht nicht.“ Niroomand konstatiert selber, dass Kmet zu wenig Erholung hatte, aber er braucht einen Routinier wie Kmet.

Der 30-Jährige ist einer dieser Typen, die durch ihre Ruhe wirken. „Wer von mir Show erwartet, wird enttäuscht“, sagt Kmet. „Aber im Training schaue mir ich viel vom ihm ab“, sagt Fischer. „Ich versuche, Jüngeren etwas beizubringen“, sagt Kmet. Er hat in Italien, in Polen, in der Türkei gespielt, aber am meisten geprägt, sagt er, hätten ihn die drei Jahre in Wien. Mit Wien spielter er in der Champions League, aber vor allem war der Klub professionell organisiert. „Vergleichbar mit Berlin.“ Zudem liegt Wien 60 Kilometer von Bratislava entfernt, Kmets Heimatstadt. Von Berlin ist die slowakische Hauptstadt auch nur eine Flugstunde entfernt, sehr angenehm, findet Kmet.

Er will ins Finale, klar, so lange wird er durchhalten, er ist Profi. Aber er ist ja auch noch Marketing-Student, per Fernstudium an einer slowakischen Hochschule. Zwischen Training, Spiel und Beschäftigung mit dem dreijährigen Sohn muss er auch noch lernen. „Mathematik ist am schlimmsten.“ An diesem speziellen Stress ist er allerdings selber schuld. „Vor zehn Jahren war ich so blöd und habe mein Studium abgebrochen“, sagt Kmet. Im Sommer hat er Prüfung, ein Pflichttermin. „Aber ansonsten“, sagt Tomas Kmet und lächelt, „ansonsten mache ich im Sommer nur Pause.“

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