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Machtkampf: Formel 1: Schweine, die vom Himmel stürzen

Christian Hönicke wundert sich nicht über den nächsten Krach in der Formel 1

Es gibt viele Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit eines beinahe ausgeschlossenen Ereignisses zu benennen, „Wenn die Hölle zufriert“ zum Beispiel oder „Wenn Schweine fliegen können“. In der Formel 1 waren die Schweine am Mittwoch abgehoben. Da hatte Max Mosley verkündet: „Nun haben wir Frieden.“ Und dass er im Oktober nicht mehr für eine weitere Amtszeit als Präsident des Automobil-Weltverbands (Fia) kandidieren werde. Damit hatte er den Weg für eine Einigung im eskalierten Machtkampf mit der abspaltungswilligen Teamvereinigung Fota geebnet. Doch jeder, der nun am Himmel der Formel 1 die aufgehende Sonne erblicken wollte, sieht stattdessen Schweine vom Himmel stürzen.

In einem Brief an den Fota-Chef und Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo teilte der scheinbar entmachtete Mosley schon wieder aus. Er forderte eine Entschuldigung, nachdem er von der Fota angeblich als „Diktator“ verunglimpft worden war. „Wenn Sie wünschen, dass unsere Vereinbarung eine Überlebenschance hat, dann müssen Sie und die Fota ihre Handlungen sofort richtigstellen“, zitierte die Londoner „Times“ aus dem Brief. Mosley sei außerdem erzürnt darüber, dass die acht Rebellenteams erklärt hätten, dass er sich ab sofort aus der Formel 1 zurückgezogen habe und an seiner Stelle Fia-Senatschef Michel Boeri Hauptansprechpartner sei. Dies sei „komplett unwahr“. Auch dass er zugestimmt haben soll, nach seiner Amtszeit keine Rolle bei der Fia zu übernehmen, sei „völliger Unsinn“. Mosley überdenke nun seine Optionen und damit auch seine Ankündigung, im Oktober abzutreten. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

Gehalten hat der Frieden also genau zwei Tage. Ohne solche Streitereien und Machtkämpfe kann die Formel 1 offensichtlich nicht existieren – sie gehören dazu wie die Jagd nach der schnellsten Runde, das hat Mosley mit seinem neuerlichen Aufbegehren klargestellt. Nebenbei hat er eine neue Redewendung für Ereignisse von voraussichtlich kurzer Lebensdauer geboren: „Solange Frieden herrscht in der Formel 1.“

Christian Hönicke

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