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Marcelinho

© ddp

Magaths Mannschaft: Wolfsburgs neue Kleider

Zwölf neue Spieler und ein Trainermanager - das spannendste Experiment der Liga geht beim VfL in die Fortsetzung. Spieler Marcelinho ist das beständigste Element der Mannschaft.

Marcelinho ist beim VfL Wolfsburg der in jeder Hinsicht auffälligste Spieler. Das hängt mit wechselnden Haarfarben zusammen und seiner Ballfertigkeit, aber auch mit einem besonderen Wert, den er für die Mannschaft besitzt. Unter 30 Profis ist Marcelinho der einzige, der bei jedem Hinrunden-Spiel des VfL von Beginn an dabei war. Und so war es nur folgerichtig, dass der brasilianische Regisseur nach dem Abpfiff auch im Weihnachtsmann-Kostüm die beste Figur in der Wolfsburger Arena machte.

Seine Mannschaft weist nach dem abschließenden 4:0-Sieg gegen Borussia Dortmund zwar einen ordentlichen Abstand zur Abstiegszone auf, hat aber trotzdem ein wechselhaftes Halbjahr gespielt. Beständig war im Grunde nur, dass eine Menge Spieler kamen und gingen oder von der Bank ins Team beordert wurden und schnell auch wieder dorthin zurück. Der große Umbruch, den Felix Magath beim VfL Wolfsburg eingeleitet hat, war jederzeit präsent. Seit er Trainer und Sportchef in Personalunion ist, kamen zwölf neue Spieler, vier Assistenztrainer, ein Pressesprecher und ein Marketingchef. Alles aufeinander abzustimmen, braucht schon seine Zeit – gegen Dortmund baute Magath zum achten Mal in Folge seine Anfangsformation um. Die Generalüberholung hat den VfL nachhaltig geprägt in dieser Hinrunde. Neuzugänge wie Josué, Dejagah oder Grafite haben den Klub enorm verbessert und dazu befähigt, so starke Leistungen wie gegen Dortmund zu zeigen. Die Integration der Neuen und die Häufigkeit, mit der Magath an seiner Startelf herumbastelte, trugen aber auch einige Unsicherheiten ins Spiel. So kommt es, dass die Wolfsburger zwar meist besser spielen als in den vom Abstiegskampf geprägten vergangenen zwei Jahren. In der Tabelle entscheidend vorangekommen sind sie aber noch nicht. „Für unseren Aufwand haben wir zu wenig Punkte geholt“, räumt Magath ein. „Das liegt auch daran, weil wir nach unseren Siegen im Oktober zu euphorisch waren.“

Dieser Einschränkung zum Trotz ist Magath aber zufrieden mit dem, was er bislang erreicht hat. Als Zehnter mit 20 Punkten läge der VfL dort, „wo wir vor der Saison hinwollten und wo wir dem Leistungsvermögen nach auch hineingehören“. Wiederholt hat Wolfsburgs sportlicher Alleinherrscher angemahnt, seinen Neuaufbau doch mit Geduld zu verfolgen und ihn nicht nur am Tabellenbild zu messen. Auf einen anderen Aspekt hat er deshalb stolz hingewiesen nach dem klaren Sieg gegen Dortmund: „Wir haben es geschafft, offensiven Fußball zu zeigen und in der Hinrunde nur ein Tor weniger zu schießen als Bayern München“, sagte er.

Die vorläufigen Ziele sind erreicht worden. Demnach sollte die Mannschaft verjüngt werdenen, sie sollte attraktiver spielen und nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Die Zuschauer in Wolfsburg scheinen jedenfalls mit der Entwicklung zufrieden zu sein. Sie verabschiedeten den VfL mit viel Beifall in die Winterpause.

Mittelfristig will der VfL aber etwas anderes: die Spitze der Liga erreichen. Dafür müssen die Umbauarbeiten in der Winterpause weitergehen. Bis zu neun Spieler sollen den Verein verlassen, davon betroffen sind Talente wie Makiadi und Lamprecht, aber auch Nationalspieler wie Krzynowek, van der Heyden und Radu. Der Rumäne wird im Januar an den VfB Stuttgart ausgeliehen. Im Gegenzug will Magath mindestens einen Torwart und zwei Außenverteidiger holen. Bedarf und Geld hat der VfL dafür, die nötige Attraktivität, um seine Wunschspieler zu bekommen, aber offenbar nicht. Nach derzeitigem Stand lassen sich weder Jens Lehmann vom FC Arsenal noch Verteidiger Andreas Hinkel vom FC Sevilla zu einem Wechsel nach Wolfsburg bewegen. Bei Marcelinho, dem Dauerbrenner, war das vor einem Jahr leichter.

Burkhard Meinhard[Wolfsburg]

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