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Sport: Magaths Wundertüte

Viorel Ganea trifft dreimal und lässt Stuttgarts Fans träumen

Stuttgart (Tsp). Der schönste Platz in einem Fußballstadion ist auf den Schultern der Fans. Viorel Ganea, Stürmer des VfB Stuttgart genoss nach dem 3:2 gegen Bochum die Aussicht von oben. Der Rumäne lächelte, hob die rechte Hand, spreizte Daumen, Zeige und Mittelfinger. Das Zeichen für seine drei Tore. „Das war mein Tag“, sagte Ganea. Und zugleich das glückliche Ende einer Woche, die für ihn so unglücklich begonnen hatte.

Vor sieben Tagen musste der 29-Jährige in Leverkusen 22 Minuten nach seiner Einwechslung wieder vom Platz. Trainer Felix Magath bestrafte ihn für vier vergebene Torchancen. Gegen Bochum wurde er erneut eingewechselt – und verwandelte gleich die erste Tormöglichkeit. In den nächsten 16 Minuten ließ er die Saisontore vier und fünf folgen. Weshalb Stuttgart plötzlich da steht, wo niemand die Mannschaft erwartet hat: auf dem dritten Platz. Ein seltener Glücksmoment. Entsprechend ausgelassen feierten die Schwaben. Und während die Fans ihren Helden Ganea noch durch das Stadion trugen, schlürfte Magath im Presseraum genüsslich eine Tasse heißen Pfefferminztee. „Viorel hat auch nach Rückschlägen immer gekämpft, nicht gemeckert oder geschmollt. Dafür wird man eben belohnt.“

Ganea beschränkt sich in diesen Wochen auf Tugenden, die jeden Trainer freuen: niemals aufgeben, immer kämpfen und auch im Erfolgsmoment bescheiden bleiben. „Ich muss weiter an meiner Konstanz arbeiten“, sagte er. Denn noch in keinem der bislang zwölf Saison-Spiele durfte er von Beginn an dabei sein. Fünfmal sah der rumänische Nationalspieler eine Partie sogar komplett von der Bank aus.

Doch es gibt auch den anderen, temperamentvollen Ganea. Dieser Ganea schmeißt schon mal vor Zorn einen vollen Eisbecher durchs Mannschaftshotel. Oder watscht einen Mitspieler beim Auslaufen. So richtig weiß niemand, was bei dem Rumänen nun als nächstes kommt. „Wundertüte“ nennt ihn Trainer Magath deshalb. Manager Rolf Rüssmann hält dennoch viel von seinem Stürmer: „Viorel ist einmalig.“ Vielleicht zahlen sich die Tore für Ganea nicht nur in Form eines Stammplatzes aus. Schon bald wird er Rüssmann gegenübersitzen und über einen neuen Vertrag verhandeln.

Weitere Tore des Stürmers könnten aber auch den Klub finanziell in eine bessere Lage versetzen. Vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelt, spielt der VfB plötzlich ganz oben in der Bundesliga mit. Ganz kühne Schwaben träumen sogar von der Champions League. Was Felix Magath mit seinem Optimismus nährt. „Ich glaube fest daran, dass wir uns da oben festbeißen können“, so der Trainer. „Wir haben durch die Art und Weise dieses Sieges einen weiteren Schritt nach vorne gemacht.“ Zweimal holte der VfB eine Führung der Bochumer auf. Magath: „Am Anfang der Saison hätten wir solche Begegnungen nicht gewonnen.“

Das junge Team ist gereift. Auch international. Der nächste Erfolg, die dritte Runde des Uefa-Cups, winkt bereits am Dienstag mit einem Sieg gegen Ferencvaros Budapest. Vielleicht endet der Abend für Ganea ja wieder auf den Schultern der Fans.

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