zum Hauptinhalt
261424_0_ae32f90c.jpg

© dpa

Mainzer Trainer: Jörn Andersen: Halbgottes Nachfolger

Jörn Andersen trat in Mainz ein schwieriges Amt an: Er kam vom Zweitliga-Absteiger Offenbach, sein Vorgänger in Mainz war der gefeierte Jürgen Klopp. Doch Andersen setzte sich durch.

Jörn Andersen hatte es schwer bei seinem Amtsantritt – aber das war auch nicht anders zu erwarten. Sein Vorgänger hieß Jürgen Klopp, und der hatte beim FSV Mainz 05 den Status eines Halbgottes. Andersen hingegen ? War gerade mit Kickers Offenbach aus der Zweiten Liga abgestiegen, und auch sonst haftete ihm nicht unbedingt der Ruf an, ein Erfolgstyp zu sein. Im Fachmagazin „Kicker“ stand vor der Saison sinngemäß zu lesen, dass Mainz die letzte Chance für Andersen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sei. Den 46 Jahre alten Norweger hat das sehr geärgert. Auch im Umfeld des FSV war die Skepsis nicht gerade gering, aber er hatte einen einflussreichen Fürsprecher: „Wenn ihr ihn bekommen könnt, nehmt ihn“, bekam Manager Christian Heidel vor der Saison zu hören. Der Ratschlag kam von Jürgen Klopp.

Im Pokal-Viertelfinale gegen Schalke

Das war im Mai 2008, knapp zehn Monate später stehen die Mainzer mit Andersen blendend da. Die Mannschaft überzeugt wahlweise mit stürmischem Fußball oder der konzeptionellen, geduldigen Variante, weshalb derzeit vieles auf die Rückkehr in die Bundesliga hindeutet. Andersen will zurück auf die große Fußball- Bühne, daran hat er nie einen Zweifel gelassen. Das könnte ihm schon am Dienstag Abend gelingen, wenn die Mainzer im Viertelfinale des DFB-Pokals auf Schalke 04 treffen (20.30 Uhr, live im ZDF). „Wir freuen uns auf einen geilen Pokalabend“, sagt Andersen. Schöner und jugendlicher hätte das auch Jürgen Klopp nicht formulieren können. „Ein Heimspiel unter Flutlicht, ein ausverkauftes Stadion, ein Erstligist als Gegner, etwas Besseres können wir uns nicht wünschen.“

"Mainz ist ein Glücksfall für mich"

Natürlich geht es auch um Geld, schließlich würden sich im Erfolgsfall die bisherigen Pokaleinnahmen (2,5 Millionen Euro) mehr als verdoppeln. „Aber im Vordergrund steht der Fußball und weniger die Kontoauszüge“, sagt Heidel. Ein Erfolg wäre aber auch eine weitere Bestätigung für Andersens Arbeit. Ja, natürlich, sagt er, „Mainz 05 ist ein Glücksfall für mich gewesen“. Die richtige Mannschaft zur richtigen Zeit, ein entspanntes Umfeld, das zwar hohe Erwartungen hegt, aber nicht zur Hysterie neigt.

Nach etwas mehr als einem halben Jahr lässt sich feststellen: Jörn Andersen hat ziemlich viel richtig gemacht. Innenverteidiger Niko Bungert absolviert als Nachfolger von Neven Subotic eine beinahe makellose Saison; Stürmer Aristide Bancé hat sieben Saisontore erzielt. Beide standen unter besonderer Beobachtung, weil Andersen sie aus Offenbach mit nach Mainz gebracht hatte. Als cleverer Schachzug erwies sich zudem die Versetzung von Markus Feulner und Miroslav Karhan ins zentrale Mittelfeld. „Das Trainergeschäft ist schwierig und merkwürdig“, hat Andersen einmal gesagt. Er habe auch schon vor seiner Mainzer Zeit einen guten Job gemacht, „aber damals hatte ich noch keinen Namen“. Es sieht so aus, als änderte sich das gerade.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false