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Sport: Mal was Neues

Michael Schumacher gelingt es in Frankreich, als erster Pilot mit einer Vier-Stopp-Strategie zu gewinnen

Wie kann man sich die Motivation erhalten, wenn man praktisch alle Rekorde schon sein Eigen nennt? Michael Schumacher hat am Sonntag in Magny-Cours die Antwort gegeben: Er erschuf einfach eine neue Kategorie. Der sechsmalige Formel-1-Weltmeister hat beim Grand Prix von Frankreich als erster Fahrer der Geschichte ein Rennen mit einer Vier-Stopp-Strategie gewonnen.

Dass es sich dabei um seinen neunten Sieg im zehnten Saisonrennen und seinen 79. insgesamt handelte, und dass ihm der siebte Titel eigentlich nicht mehr zu nehmen ist – geschenkt. Schumacher erfreute sich eher daran, wie er das Rennen vor dem Spanier Fernando Alonso im Renault und seinem Ferrari-Teamkollegen Rubens Barrichello gewonnen hatte. „Es wird in die Geschichte eingehen, dass man mit vier Stopps gewinnen kann“, sagte er später. „Ich glaube, wir waren die Ersten, die das mit Absicht gemacht haben. Das war die Grundlage zum Sieg.“ Und dann fügte er einen bezeichnenden Satz an: „Ohne Risiko kein Spaß.“

Die ungewöhnliche Strategie war nötig geworden, weil Schumacher es nicht schaffte, Alonso auf der Strecke zu überholen. Der Renault-Pilot hatte seine Poleposition verteidigt und in der ersten Rennhälfte geführt. „Als ich nach dem ersten Boxenstopp nicht an Alonso vorbeikam, haben wir beschlossen, die vier Stopps zu riskieren“, sagte Schumacher. Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn gab die Anweisung, Schumacher fuhr eine Reihe schneller Runden, und bei Alonsos zweitem Stopp war es vollbracht: Der Spanier kam hinter Schumacher wieder auf die Strecke. „Ob es allerdings die einzige Chance war zu gewinnen, das weiß ich nicht genau“, sagte Schumacher. „Das müsste ich mal durchrechnen.“

Der geschlagene Alonso war zwar „richtig überrascht“ von Schumachers Strategie, aber keineswegs enttäuscht. „Ich freue mich über meinen zweiten Platz, gerade, weil ich ja in den letzten Rennen sehr viel Pech hatte“, sagte er. „Ich wusste von Anfang an, dass es sehr schwierig sein würde, Michael im Rennen zu schlagen.“ Spätestens nach dem sehr frühen dritten Boxenbesuch von Schumacher sei ihm klar gewesen, was Ferrari plante. Auch Renaults Teamchef Flavio Briatore war mit Alonsos zweitem Platz beim Heimrennen der Franzosen zufrieden, ärgerte sich aber gewaltig, dass sein zweiter Fahrer Jarno Trulli den schon sicher geglaubten dritten Platz in der vorletzten Kurve noch an Rubens Barrichello im Ferrari verlor. Trulli fühlte sich wohl schon zu sicher, ließ eine kleine Lücke – und der Brasilianer stach innen durch.

Auch für BMW-Williams endete das Rennen mit einer Enttäuschung: Der Kolumbianer Juan Pablo Montoya holte als Achter nur einen Punkt, weil er durch einen Dreher drei Plätze verloren hatte. Marc Gené kam sogar nur als Zehnter ins Ziel. Der Spanier war für Ralf Schumacher eingesprungen, der sich beim Grand Prix in den USA schwer verletzt hatte. Obwohl er nicht im Auto saß, sorgte Schumacher für Aufsehen: Sein Manager Willi Weber gab bekannt, dass Schumachers neuer Vertrag endlich perfekt ist und sein künftiger Arbeitgeber in der nächsten Woche bekannt gegeben werden soll. Praktisch alles spricht dafür, dass der Name Toyota fallen wird. Ob Schumacher aber in dieser Saison noch einmal ins Auto steigt, ist unklar.

Ein weiterer Protagonist des Wochenendes war der MP4-19B. Die Premiere des neuen McLaren-Mercedes verlief viel versprechend. „Es war Pech, dass David Coulthard schon am Start zwei Plätze verloren hat und Kimi Räikkönen so einen schlechten Startplatz hatte, sonst wäre noch viel mehr möglich gewesen als die Ränge sechs und sieben“, sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Wenig begeistert war dagegen Nick Heidfeld. Der Jordan-Pilot musste durch ein Missverständnis mit seinem Team einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen und kam so unfreiwillig auf dieselbe Anzahl wie der Sieger Schumacher. Genutzt hat es ihm nichts: Heidfeld wurde 16.

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