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Sport: Man steigt auf

Außenangreifer Björn Höhne hat sich bei den BR Volleys bemerkenswert schnell entwickelt.

Berlin - Es ist ein kleines Wort nur, es sind drei Buchstaben, aber entscheidend ist, wie oft Björn Höhne es einsetzt. Und wann. Das Wort heißt „man“. Björn Höhne setzt es sehr oft ein. Öfter als er müsste, es ersetzt bei ihm häufig das Wort „Ich“. Er sitzt über seinem Cappuccino und sagt: „Man ist jetzt im Training lockerer. Man hat nicht mehr Angst, draußen bleiben zu müssen.“ Oder er beugt sich leicht nach vorne und sagt: „Man möchte mal in die Nationalmannschaft. Man muss sich dazu aber noch weiterentwickeln.“ Er baut Distanz zu sich selbst auf, man kann auch sagen: Er nimmt sich nicht so wichtig.

Kaweh Niroomand registriert es zufrieden. „Er hat jetzt keine große Klappe, damit stellt er zugleich sicher, dass man im Team seinen gestiegenen Stellenwert problemlos akzeptiert.“ Der Manager des Volleyball-Bundesligisten BR Volleys kennt doch diese Typen, die berauscht sind von der vermeintlichen eigenen Bedeutung. „Die denken gleich an einen Wechsel nach Italien, wenn sie zweimal den Ball übers Netz bekommen.“

Höhne denkt daran, dass er inzwischen wenigstens „nicht mehr das Küken ist im Team.“ Höhne ist aufgerückt bei den BR Volleys. Von der Nummer vier der vier Außenangreifer und Annahmespieler auf Position eins oder zwei, das wechselt. Dazwischen liegen nur ein paar Monate. „Ich bin selber überrascht, wie schnell das ging“, sagt Höhne. „Mit dieser schnellen Entwicklung haben wir nicht gerechnet“, sagt Niroomand.

Höhne ist erst 20, er hat vor einer Saison noch bei der Talentschmiede VC Olympia gespielt, er war Kapitän der Junioren-Nationalmannschaft, er ist der, der das Netz mit aufbaut und bei der Physiotherapie als Letzter auf die Bank klettert. So sind die Regeln, er akzeptiert sie. Aber Björn Höhne wurde im Hinspiel des Europacup-Viertelfinales in Monza auch als „bester Annahmespieler“ ausgezeichnet. Und heute (19.30 Uhr, Schmeling-Halle), beim Rückspiel gegen Aqua Paradiso Monza, wird er möglicherweise von Anfang an spielen. Wenn die Berliner erst das normale Spiel gewinnen (das Hinspiel verloren sie 0:3), egal in welcher Höhe, und danach den „Golden Set“ bis 15 Punkte, sind sie weiter.

„In Monza hatten wir zu wenig gekämpft“, sagt Höhne. Heute setzt er auch auf die Kulisse, auf die Fans, die ein Spektakel machen. Und er setzt darauf, dass die Stars, Paul Carroll oder Tomas Kmet, die Big Points machen. Das ist ihr Job, er ist da außen vor. „Die wichtigen Bälle bekomme ich noch nicht zugespielt.“

Aber er bekommt Bälle, er steht auf dem Feld, weil seine direkten Konkurrenten ausfielen oder ausfallen. Neuzugang Pablo Bengolea war so schlecht, dass er schon wieder gehen musste, Urpo Sivula zittert nach einem Fehler wie ein ungelenker Schüler vor der ersten Tanzstunde, und Roko Sikiric war verletzt. Höhne hat seine Chance genutzt, als sie sich ihm bot. Das zeichnet ihn aus. „Er ist sehr fokussiert auf sein Ziel“, sagt Niroomand. Höhne spielt inzwischen auch gegen starke Gegner. Gut, „er muss noch in der Athletik stärker werden, er hat noch Probleme gegen einen Zweier- oder Dreierblock im Angriff“, sagt Niroomand, „aber gegen einen Einerblock setzt er sich gut durch.“

Höhne nimmt Tipps an, von Carroll zum Beispiel, deshalb lassen ihn die Routiniers auch nicht allzu deutlich die Hierarchie spüren. Und Höhne ist auch klug genug, dass er Scott Touzinsky, den Olympiasieger und Außenangreifer, der am Montag zu den Volleys zurückgekommen ist, offiziell nicht als lästigen Störfall im Kampf um die Position ansieht. „Scott ist mit seiner Erfahrung jemand, den wir brauchen“, sagt Höhne. Nichts spricht dafür, dass dies bloß ein Pflichtspruch ist. Höhne wird auch von Touzinsky lernen.

Er ist 20, er hat genug Zeit, sich bei den Volleys weiter zu entwickeln. Sein Vertrag wurde gerade bis 2014 verlängert.

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