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Jose Mourinho nach dem Schlusspfiff in Solna.

© AFP

Europa League: Manchester United: Ein Pokal für die ganze Stadt

José Mourinho gewinnt mit Manchester United die Europa League. In seine Freude mischt sich gleichsam Trauer und Wut.

Für einen kurzen Moment war José Mourinho wieder ganz der Alte. Mit seinem Klub Manchester United hatte der Trainer durch ein 2:0 gegen Ajax Amsterdam gerade die Europa League gewonnen, da wandte er sich zur Pressetribüne und rief den Journalisten entgegen: „Seht her, ich bin immer noch die Nummer eins.“ Dann herzte er weiter seinen Sohn José Junior, küsste den silbernen Pokal, gab sich aber auch nachdenklich angesichts der tragischen Umstände im Vorfeld.

Mourinho sah sich zu diesem Ausspruch in Richtung der Medienvertreter genötigt, die vergangenen Monate hatten doch gewaltige Zweifel an seiner einstigen Vormachtstellung generiert. In der Premier League konnte United trotz einer Transferoffensive im vergangenen Sommer nie ins Titelrennen eingreifen und verpasste als Sechster die Qualifikation zur Champions League. Die gelang nun über den Umweg Europa League, weil der Sieger seit vergangener Saison mit einem Startplatz für den Wettbewerb der besten Mannschaften Europas belohnt wird.

Herausgeschossen von den teureren Neuzugängen Paul Pogba und Henrich Mchitarjan, die zusammen um die 150 Millionen Euro gekostet hatten. Während der Saison konnten sie nicht durchgängig überzeugen, United verspielte gerade gegen weniger prominente Gegner immer wieder wichtige Punkte und zeigte dabei oft wenig ansehnlichen Fußball. Mourinho verstrickte sich dann gern in gewohnten Grabenkämpfen mit dem Schiedsrichter, mit Kollegen oder mit gegnerischen Fans – allzu bekannte Ablenkungsmanöver, nur wirkten sie inzwischen abgeschmackt und hilflos. Sein Schwarz-Weiß-Denken rief nur noch Achselzucken hervor, Kritiker wollten beobachtet haben, der Trainer verliere Glanz und Aura. Richtig ist aber auch, dass United in Mourinhos erstem Jahr großes Verletzungspech hatte. Immer wieder fielen wichtige Spieler aus, im Frühjahr erwischte es auch noch Zlatan Ibrahimovic, den besten Torschützen.

Mourinho: "Wir haben nur unseren Job gemacht"

Gewinnen war aber selbst ohne den Schweden Pflicht für Mourinho gegen die junge und unerfahrene Ajax-Mannschaft, noch ein Grund, warum er nach dem Schlusspfiff so gelöst wirkte. Die Teilnahme an der Champions League ist ein wichtiges Pfand beim Kampf um die besten Spieler im kommenden Sommer. Antoine Griezmann dürfte ohne diese Aussicht wohl kaum von Atletico Madrid loszueisen sein.

Während der 90 Minuten hatte Mourinho weitgehend ruhig auf seiner Trainerbank verharrt, der Führungstreffer von Pogba etwa entlockte ihm keinerlei Regungen. Konzentration und Anspannung waren ständige Begleiter in einem Finale, das selbst für Mourinho ein besonderes war. Der Terroranschlag von Manchester, bei dem am späten Montagabend 22 Menschen ums Leben gekommen waren, hatte eine geregelte Vorbereitung auf dieses Spiel unmöglich gemacht. „Normalerweise ist man vor so einem Spiel glücklich und voller Vorfreude. Aber das ging diesmal nicht“, sagte Mourinho. „Diesmal haben wir nur unseren Job gemacht. Und das haben die Jungs fantastisch hingekriegt.“

Die Spieler feierten ihren Erfolg und hielten ein rotes Banner mit der Aufschrift „Manchester – a City United“ hoch, eine Anspielung auf die beiden großen Fußballkllubs der Stadt, für gewöhnlich Rivalen, aber was ist schon gewöhnlich in diesen Tagen? Mourinho war später wieder ganz bei sich, als er die Saison insgesamt als „fantastisch“ titulierte. Eine Einschätzung, die nicht jeder United-Fan teilen dürfte.

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