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Sport: Mandela gewinnt die Herzen

Wie Südafrikas Versöhner gefeiert wird

Johannesburg – Nelson Mandela kommt ohne Ankündigung. Aber als die Zuschauer begreifen, sind sie ergriffen. Mandela trägt eine schwarze, schicke Wintermütze und Lederhandschuhe, er hat einen warmen Mantel an, dabei ist es vor dem Finale noch gar nicht so kalt an diesem Sonntagabend im WM-Stadion Soccer City. Aber Mandela ist alt, fast 92 Jahre, er muss ein bisschen aufpassen mit der Kälte, deshalb hat die Familie sich auch erst kurz vor dem Anpfiff entschieden zum Trip nach Johannesburg. Es sollte eine Überraschung für die 84 490 Fans werden. Für die Eröffnungsfeier vor fünf Wochen hatte Mandela absagen müssen, weil einen Tag vor dem Anpfiff eine Ur-Enkelin auf dem Rückweg vom WM-Eröffnungskonzert bei einem Unfall gestoben war.

Und wie er dann da ins WM-Stadion kommt, das ist bewegend: Mandela wird um 19.14 Uhr auf den Rasen gerollt, auf der Rückbank eines kleinen blauen Golfwagens. Dahinter läuft ein Sanitäter mit einem Erste-Hilfe-Koffer – auch das sagt etwas über die Mühen für Mandela, hierher zu kommen. Der Lichtkegel ist auf Mandela gerichtet. Neben ihm im blauen Golfwagen sitzt seine Frau Graca Machel. Die Zuschauer erheben sich, sie applaudieren und begrüßen ihn, den Staatsmann, Freiheitskämpfer und Friedensstifter, ohne den diese WM in Südafrika vielleicht niemals stattgefunden hätte. Mandela sieht gut aus, er hat Altersflecken im Gesicht und ein schönes Lachen. Er winkt und lacht und lacht. Eigentlich sollte er ja die Fans begrüßen, aber heute ist es anders, heute begrüßen die Fans den Helden Südafrikas.

Nach zwei Minuten ist es auch schon vorbei, der Wagen mit all den Bodyguards kurvt langsam vom Rasen des WM-Stadions, Mandela lacht und winkt noch immer, und nimmt die Hand erst herunter, als ihn Fifa-Boss Sepp Blatter empfängt. Der wird wie Südafrikas jetziger Präsident Jacob Zuma vom Publikum ausgepfiffen. Nelson Mandela macht sich auf den Heimweg. Das Finale sieht er im Fernsehen. André Görke

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