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Sport: Manipulation in der Champions League? Die Uefa hat Europol ein Dossier mit verdächtigen Spielen in europäischen Wettbewerben übergeben

Berlin - Bisher waren es Skandale auf nationaler Ebene, die Manipulation von Fußballspielen hat aber offenbar eine neue, europäische Dimension erreicht. Bei 26 Spielen in europäischen Wettbewerben besteht der Verdacht, dass sie von Wettbetrügern manipuliert worden sind.

Berlin - Bisher waren es Skandale auf nationaler Ebene, die Manipulation von Fußballspielen hat aber offenbar eine neue, europäische Dimension erreicht. Bei 26 Spielen in europäischen Wettbewerben besteht der Verdacht, dass sie von Wettbetrügern manipuliert worden sind. Dies berichtet „Der Spiegel“. Dem Bericht zufolge hat der europäische Fußballverband Uefa ein 96 Seiten umfassendes Dossier mit seinen Erkenntnissen zu den betreffenden Spielen an die europäische Polizei Europol übergeben.

Es soll sich dabei um zwölf Qualifikationsspiele für den Uefa-Cup, acht UI-Cup-Spiele, drei Qualifikationsspiele für die Champions League, zwei Uefa-Cup-Spiele und zudem ein Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft 2008 handeln. Die große Mehrheit der verdächtigten Vereine soll aus Ost- und Südosteuropa – unter anderem Bulgarien, Georgien, Serbien und Kroatien – kommen. 15 dieser Spiele sollen in der laufenden Saison stattgefunden haben, die anderen seien der Uefa von Wettüberwachern im Zeitraum von Juli 2005 bis November 2006 gemeldet worden.

Die Uefa bestätigte gestern, dass sie intern und von der Polizei 15 Spiele überprüfen lässt. Wie lange die Untersuchungen andauern, sei nicht absehbar. „Es ist ein kompliziertes Verfahren und ein sensibles Thema“, hieß es. Auch Europol bestätigte, „Kenntnis“ von dem Dossier zu haben. „Zu weiteren Fragen können wir uns leider erst am Montag äußern“, sagte Europol-Sprecher Sören Kragh Pedersen dem Tagesspiegel.

Hinter den Manipulationen soll die asiatische Wettmafia stecken. In Asien gibt es einen großen illegalen Wettmarkt, während die Sportwetten in Europa seit Skandalen wie etwa dem in Deutschland um den Schiedsrichter Robert Hoyzer 2005 intensiv überwacht werden. Die privaten Wettanbieter sind untereinander vernetzt und haben eine Art Frühwarnsystem, das Auffälligkeiten bei den Einsätzen auf einzelne Spiele schnell meldet. Die Uefa wurde von ihrem Partner „Betfair“ auf die Unregelmäßigkeiten aufmerksam gemacht. Dies sind in der Regel sprunghaft steigende Einsätze kurz vor Spielbeginn oder während der Spiele bei Internetportalen, bei denen man live noch auf einen bestimmten Ausgang oder einzelne Spielereignisse wie etwa ein Rote Karte setzen kann. Auf dem asiatischen Wettmarkt gibt es keine zentrale Kontrolle der Anbieter, für die illegalen Anbieter natürlich schon gar nicht.

Nicht nur im deutschen Fußball gab es in der jüngeren Vergangenheit einen großen Skandal, auch in anderen europäischen Ländern wurden Manipulationen aufgedeckt. Häufig standen Schiedsrichter im Zentrum. Solche Schiedsrichterskandale gab es zum Beispiel in Polen, Tschechien und in Portugal. Dort wurde vor der Europameisterschaft 2004 Anklage gegen 110 Schiedsrichter und den Liga-Präsidenten erhoben. In England schalteten 1997 Betrüger beim gewünschten Spielstand einfach das Flutlicht im Stadion ab.

Doch sicherer, als den Schiedsrichter auf seiner Seite zu haben, ist für die Betrüger ein Übereinkommen mit Spielern. Auch in der deutschen Regionalliga gab es Anwerbungen von Spielern, in anderen Ländern waren sogar die höchsten Ligen betroffen. In Belgien sollen 2006 drei Klubs auf Bestellung die passenden Ergebnisse für den Chinesen Zehyun Ye geliefert haben. Ye hat 2005 offenbar auch in Finnland Spiele manipuliert, auf die dann auf dem illegalen Wettmarkt in Schanghai hohe Beträge gesetzt wurden. Diese Spiele waren bei „Betradar“ aber nur aufgefallen, weil die Einsätze in Europa zwanzigmal höher als normal waren.

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