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Erster. Alexander Kolobnew wurde bei der Tour positiv auf Doping getestet.

© Reuters

Manipuliertes Urin: Erster Dopingfall bei der Tour de France

Die Tour de France hat ihren ersten Dopingfall 2011: Alexander Kolobnew musste das Rennen deshalb vorzeitig beenden. Die 10. Etappe gewann unterdessen der Deutsche André Greipel.

Spötter sagen, nach der negativen ersten Tourwoche mit den vielen Stürzen und Ausfällen nimmt die Rundfahrt jetzt eine positive Wendung. Positiv ist allerdings nur die Dopingprobe Alexander Kolobnews. Das französische Kontrolllabor Chatenay-Malabry fand bei dem Russen Hydrochlorothiazid (HCT). Das Diurethikum wird im Hochleistungssport gern zur Manipulation der Urinprobe eingesetzt. Es zieht Wasser aus dem Körper, erhöht damit das Flüssigkeitsvolumen der Urinprobe und verringert gleichzeitig die Konzentration fester Substanzen, die eben auch Dopingmittel sein können. HCT steht auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Mit Kolobnew wurde ein Fahrer erwischt, der durch seine ungewöhnlichen Leistungskurven auffiel. Er war stets zum Ende der Saison, bei den Höhepunkten WM und Olympischen Spielen, perfekt vorbereitet. 2007 und 2009 wurde er jeweils Vizeweltmeister, 2008 holte er Bronze in Peking.

Im April wurden Mitarbeiter einer Antidopingspezialeinheit der italienischen Polizei im Hauptquartier von Kolobnews Rennstall Katusha vorstellig. Die Carabinieri verdächtigen die Fahrer der Zusammenarbeit mit dem Mediziner Michele Ferrari. Der war als Präparator Lance Armstrongs weltweit bekannt geworden. Ferrari ist aber noch immer als Berater und Betreuer tätig. Auf seiner Homepage lässt er sich regelmäßig zur Doping- und Antidopingproblematik aus.

Auf der Dopingverdachtsliste des internationalen Radsport-Verbands UCI wird Kolobnew mit fünf Punkten geführt. Nur Fahrer mit 0 bis 2 Punkten gelten als nicht oder nur gering verdächtig. Zur 5-Punkte-Gruppe gehören unter anderem der in einer Clenbuterolaffäre steckende Alberto Contador sowie der frühere Eigenblutdoper Alexander Winokurow. Mit sechs Punkten sind allerdings auch der Deutsche Linus Gerdemann und mit je sieben die beiden Podiumshoffnungen Andreas Klöden und Tony Martin versehen. Die Liste reicht bis zu zehn Punkten.

Bei der Tour de France stellt Kolobnews Dopingfall nur eine kurze Störung dar. Der Fahrer wurde noch in der Nacht zum Dienstag aus dem Hotel gebracht, nachdem die Polizei sein Zimmer durchsucht hatte. Team Katusha, das zur Tour erstmals mit einer rein russischen Mannschaft angetreten war, suspendierte den Fahrer bis zur Öffnung der B-Probe. „Kolobnew hat sich selbst suspendiert und die Mannschaft hat ihr Einverständnis dafür gegeben. Wir warten jetzt die B-Probe ab“, sagte Katusha-Sprecher Andrea Agostini dieser Zeitung. Er wies darauf hin, dass im Falle einer Bestätigung des Dopingvorwurfs noch eine empfindliche finanzielle Strafe auf den Fahrer zukommen könnte. „Jeder unterschreibt, dass er bei Doping eine Strafe von fünf Jahresgehältern zahlt“, sagte Agostini.

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