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Sport: Mannschaft der Moderne

Der FC Bayern scheint angekommen in einer eigenen Liga

Von Daniel Pontzen

München. Als nach dem Schlusspfiff das eine Lager das Stadion in gleißendes Rot tauchte und FC-Bayern-Hymnen zum Besten gab, vollzogen sich bei den Unterlegenen die bekannten Verdrängungsrituale. Einige fanden am nächsten Bierstand Ablenkung, andere, wie der Präsident, gönnten sich ein wenig Sozialromantik. „Das war heute Arm gegen Reich“, sagte Karl-Heinz Wildmoser und mühte sich auf diese Weise, das ihm und seinem Klub auferlegte Los der Mittellosen mannhaft zu tragen.

Es mag Wildmoser ein Trost sein, dass an diesem Abend auch besserverdienende Spielergemeinschaften 1:3 oder höher gegen den FC Bayern verloren hätten. Denn der fuhr trotz des Rückstandes einen „zu keiner Zeit gefährdeten Sieg“ ein, wie Spielmacher Michael Ballack zu Recht feststellte. Spielerisch, läuferisch, kämpferisch – die Roten dominierten in sämtlichen Kategorien. „Wenn wir so weiter spielen“, sagte Ballack, „wird es schwer, uns zu schlagen.“ Gemessen an der Dominanz seiner Mannschaft nahm sich die Einschätzung noch bescheiden aus.

Was den FC Bayern des Herbst 2002 von dem der schon erfolgreichen Vorjahre abhebt, versuchte anschließend Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu beschreiben. „Der Stil ist anders. Wir spielen“, sagte Rummenigge und machte eine kurze Pause, um die Bedeutung der folgenden Worte verstanden zu wissen, „wir spielen modernen Fußball. Schnellen, modernen Fußball.“ Und auch wenn die Doppelpässe und Flügelläufe, die großzügig ins Spiel der Bayern eingeflochten waren, nicht eben als brandneue Erfindung gelten mögen – modern ist eben, was erfolgreich ist.

Die aktuelle Euphorie löscht sämtliche Befürchtungen aus, wie im Vorjahr nach glänzender Hin-Serie und neun Siegen in Folge plötzlich einzuknicken. „Damals haben wir uns die Müdigkeit im November selbst eingeredet, dieses Jahr reden wir uns die Spielfreude ein“, sagt Rummenigge. Jens Jeremies, der nach seiner langen Verletzungspause im Vorjahr seiner Bestform wieder sehr nahe ist, lässt ebenfalls keine Selbstzweifel zu: „Unsere Spieler sind lernfähig. Der Fehler des letzten Jahres, die Zügel schleifen zu lassen, wird uns dieses Jahr nicht wieder passieren.“

Anlass zu Kritik bot lediglich die bescheidene Tor-Ausbeute. „Wir müssen auch mal eine unserer ersten Chancen nutzen. Spätestens in der Champions League werden wir nicht mehr so viele Gelegenheiten bekommen“, sagte auch Michael Ballack. Immerhin fünfzehn Chancen waren es im Derby.

Insgesamt kam sogar der Präsident des FC Bayern, Franz Beckenbauer, am Abend vor seinem 57. Geburtstag zu einem harmonischen Fazit: „Auch 1860 kann zufrieden sein – denn wir hätten noch mehr Tore machen müssen.“ Gut möglich, dass sich die Bayern das für das zweite Prestigeduell der Woche aufgehoben haben. Übermorgen bittet Nürnberg zum zweiten innerbayrischen Vergleich. „Wir werden unser Bestes geben“, versichert Ballack.

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