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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Alex Ferguson oder der Vater aller Trainer

Marcel Reif freut sich auf das Kräftemessen des FC Bayern gegen Manchester United in der Champions League. Allerdings räumt er den Münchnern im Duell mit dem Team von Alex Ferguson keine großen Chancen ein.

Es sind schon gute Geschichten, die der Fußball schreibt. Der FC Bayern gegen Manchester United, das dürfte – bitte Bayern, jetzt nicht gleich wieder auf die Palme gehen – zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit das Ende der europäischen Träume der Münchner sein, aber ein Fest wird es allemal, elf Jahre nach der Mutter aller Niederlagen. Fünf Trainer hat der FC Bayern seitdem gebraucht und Ottmar Hitzfeld, den Coach des Traumas, noch einmal zusätzlich dazu, auf der Gegenseite wirkt immer noch Ferguson, Sir Alex Ferguson. Darf man ihn als den Vater aller Trainer bezeichnen?

Im Dezember wird Ferguson 69 Jahre alt, seit 1986 brilliert er für und mit Manchester United. Und das alles mit Plan, mit Kopf, ernsthaft, immer deutlich, niemals krakelig, immer mit Erfolg und allezeit ohne Furcht und ohne Larmoyanz vor den Gegebenheiten. Es gab die Phase, in der David Beckham ihm unterstellt war. Als der zum metrosexuellen Popstar mutierte und der Meinung war, das Leben an der Seite seines Spice-Girls sei doch in London wesentlich angenehmer und deshalb plante, mit dem Hubschrauber zum Training nach Manchester zu fliegen, da flog Beckham. Nämlich auf die Tribüne, hingelotst von Ferguson. Da saß er dann so lange, bis er kapiert hatte, was das Wesentliche im Leben eines Fußballers ist.

Geld hat Ferguson trotzdem nicht im Überfluss

Oder der große Roy Keane. Der hatte sich sehr unvorsichtig und leicht despektierlich über Mitspieler geäußert. Tja, befand der Sir, wenn er denn nicht mit den Mitspielern spielen mag, dann muss er halt gehen. Es gibt Trainer, die haben Probleme mit Stars. Alex Ferguson hat sie sich aber alle angetan, und er hat sie paritätisch behandelt. So hat er auch den Kindskopf Cristiano Ronaldo erzogen. Man macht es sich etwas einfach, wenn man sagt, dass es ein Leichtes sei, von den mehr als neunzig Millionen Euro, die dessen Transfer zu Real Madrid brachte, eine erfolgreiche Mannschaft zu kaufen. Zwar ist United mit einer halben Milliarde Dollar Jahresumsatz einer der wertvollsten Klubs der Welt, aber Geld hat Ferguson trotzdem nicht im Überfluss zur Verfügung, das nimmt die Besitzerfamilie der Glazers an sich. Und doch geht es immer weiter mit Sir Alex.

Es gibt Josep Guardiola in Barcelona, noch sehr jung, aber schon so klug, dass er sich nie und nimmer in einem Atemzug mit Ferguson nennen lassen würde. Da ist Jose Mourinho von Inter Mailand, der ist viel zu krakelig und egoistisch, um in Vergleich treten zu können. Oder Louis van Gaal, der gerade seine Häutungen beim FC Bayern erlebt hat. Jupp Heynckes, der mit seinen Leverkusenern so wunderbar altersweise marschiert, Felix Magath, der vielleicht noch ein paar Jährchen braucht für die Abgeklärtheit. Und dann ist da eben Sir Alex Ferguson. Darf man ihn so betiteln? Aber ja, der Vater aller Trainer.

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