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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Das Prinzip Magath ist Geschichte

Der sportlich so extrem erfolgreiche Trainer Felix Magath ist in Wolfsburg erneut an seiner Struktur gescheitert. Und das ist gut so, meint unser Kolumnist Marcel Reif.

Es ist schon erstaunlich, in welchen Extremen derzeit im Fußball gesprochen wird. Für die Nationalmannschaft galt in den vergangenen Wochen die vorherrschende Meinung, dass in ihr viel zu viel gekuschelt wird. Auch Uli Hoeneß hatte sich in die Diskussion eingemischt und mehr Härte von Bundestrainer Joachim Löw gefordert. Das ist der gleiche Hoeneß, der einmal seinem Erstaunen freien Lauf ließ, dass sein Trainer wohl zweimal hintereinander das Double für seinen FC Bayern geholt hat, dabei aber 80 Prozent der Spieler gegen sich aufgebracht hatte. Dann entließ er Felix Magath.

Es ist wohl: eine pädagogische Diskussion. Wie geht man mit Kindern um? Die einen sagen, dass ein Klaps auf den Hinterkopf noch niemandem geschadet hat, was man mit großer Berechtigung bestreiten sollte. Die anderen bevorzugen den Waldorf-Weg und weisen ihre Kinder sanft an, ihren Namen zu tanzen. Nun sind Fußballprofis keine Kinder mehr, auch wenn sich manche davon mitunter wie solche benehmen. Aber Magath behandelt sie alle wie solche, immer, und zwar nach der ersten Methode. Und dabei nach der härteren Variante.

Wird es dadurch besser, dass Felix Magath nicht anders kann, dass er gelernt hat von Ernst Happel und Branco Zebec, die heute verklärt werden als ganz Große ihrer Zunft? Happel waren seine Spieler kein Wort wert, wenn ich hätte reden wollen, wäre ich Vertreter geworden, so lautete ein Bonmot von ihm. Und Zebec hart zu nennen, wäre euphemistisch.

Nur hat sich seitdem die Welt weitergedreht, gottlob, und das Magath’sche Prinzip aus Druck und Angst, gepaart mit einem fast paranoiden Misstrauen, wird heute als das gesehen, was es ist und immer schon war: menschenverachtend. Die Spieler haben heute genug Möglichkeiten, sich zur Wehr zu setzen. Ich glaube im Übrigen nicht daran, dass zu denen gehört, gegen den Trainer zu spielen. Oder doch?

Der sportlich so extrem erfolgreiche Trainer Magath ist gescheitert, erneut gescheitert, nicht allein am Misserfolg. Dass der Kader der Wolfsburger gut genug ist, um aus der Misere zu kommen, hat er in Düsseldorf gezeigt. Er ist an seiner Struktur gescheitert, wie schon auf Schalke, nun auch bei VW. Dort haben sie Betriebsräte und Gewerkschaftler und dort werden sie gemerkt haben, dass dieser Magath’sche Umgang mit Menschen auch dem Ruf des Konzerns schadet. Fraglich, ob sich noch mal ein Klub findet, der sich diesem Ruf aussetzt. Das Prinzip Magath, ich denke, es ist Geschichte.

Gut so.

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