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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Magaths innerer Marienplatz

Und ist der VfL Wolfsburg nun zufällig an der Spitze und Meister? Nein, sagt Tagesspiegel-Kolumnist und TV-Reporter Marcel Reif - und findet außerdem, dass Hertha selbst schuld ist.

Und war es ein überragender Durchmarsch der Kicker des Volkswagenwerkes? Nein. Noch zu Weihnachten standen die Wolfsburger auf dem neunten Tabellenplatz. Also, ein Durchmarsch sieht anders aus. Aber wer am Ende vorne steht, steht dort auch zu Recht, und man muss auch nicht darüber lamentieren, dass sich der SV Werder sehr unschön herschenkt und sich schont, um wenigstens noch im Pokalfinale eine erfreuliche Saisonbilanz zu erreichen. Keine Frage, der VfL und sein Trainer Felix Magath hatten viel Geld zur Verfügung, aber viel Geld haben und es auch gut anzulegen, ist in diesen Tagen wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Das hat Magath gemacht, hat nebenbei seinen inneren Marienplatz erlebt und sich am FC Bayern gerächt mit seiner Torwartauswechselung als Demütigung und seinem Interview auf dem Münchner Rathausbalkon. Und dann hat er noch, wenn man so will, all die Kompetenzteams des Fußballs mit Medizinbällen beworfen und getroffen.

Mein Glückwunsch aber geht auch nach München. Nicht, weil sie den GAU so gerade noch haben verhindern können, sondern, weil sie ohne Titel aus der Saison gehen. Der FC Bayern ohne Titel, kein Triple, kein Double, kein Single, nichts. Das wird den Controllern des FC Ruhmreich gar nicht schmecken, das wird auch den Herren Ribéry und Lahm und Toni nicht schmecken, das wird in der kommenden Saison täglich neue Schlagzeilen von den Stars liefern.

Mein besonderer Glückwunsch aber geht aus der Ferne an die Hertha aus Berlin. Er ist nicht gehässig gemeint, aber was will man noch sagen zu dieser schon obszönen Lust an der Selbstzerstörung. Hertha hatte es in der Hand, sich zu etablieren, sich ansatzweise zu sanieren, und verpufft mal eben 20 Millionen Euro und mehr. In einer Saison, die nach der Devise, wer will noch mal, wer hat noch nicht verlief, in der es so leicht wie noch nie war, Geschichte zu schreiben. Die schreibt der VfL Wolfsburg, auch wenn es, wie ich sicher bin, nur eine kurze Geschichte ist. Aber Hertha schreibt gar nichts, Hertha zankt sich, verliert sich in einem lächerlichen Kompetenzstreit in der Führungsetage, als ob solcher Zwist keine Auswirkungen habe auf die sportliche Leistung. Hat er aber, selber schuld.

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