zum Hauptinhalt
Zwei Neuseeländer unter sich: VfB-Spieler Marco Rojas (r.) und dieser Kea (eine neuseeländische Papageien-Art) spielen im Stuttgarter Zoo.

© Imago

WM-Playoffs: Marco Rojas' unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug

Auf der Jagd nach dem WM-Traum und den Bonusmeilen: Für die WM-Chance mit Neuseeland fliegt der Stuttgarts Marco Rojas einmal um die Welt und wieder zurück.

Fußballspieler in Neuseeland haben es nicht leicht. Sie betreiben zwar eine Sportart, die vor allem bei Jugendlichen immer mehr Anhänger findet und dennoch hinter Rugby, Cricket und Schwimmen um ihren Platz kämpft. In den vergangenen Jahren waren Männer wie der ehemalige Bremer Fußballprofi Wynton Rufer auf der Südhalbkugel der Erde so etwas wie Pioniere in Sachen Fußball. Mancher fühlt sich heute noch so und nimmt allerlei auf sich, um für die Sportart aus Europa Lobbyarbeit zu leisten. Der 22-jährige Marco Rodriguez Rojas gehört zu denen, die sich als Neuseelands Fußball-Botschafter sehen.

Rojas spielt seit Sommer 2013 beim VfB Stuttgart. Zumindest hat er dort einen Vertrag und kämpft nach einer langen Verletzungspause um einen Platz im Kader. Zu einem Bundesligaspiel hat es noch nicht gereicht, aber allein sein Wechsel nach Stuttgart war für Neuseelands Fußball eine Top-Meldung. Erzählt wurde die Geschichte eines jungen Kerls, der allerlei Seltsames auf sich nimmt, um als Fußballprofi vorwärts zu kommen. Wurstsalat, Maultaschen und Spätzle klingen in Neuseeland immer noch sehr exotisch. Nun bestimmen er und seine Kollegen wieder die Schlagzeilen. Am Mittwoch geht es für den Sieger der Ozeanien-Gruppe in Mexiko-Stadt im Hinspiel der Play-offs gegen Mexiko um eines der letzten WM-Tickets für Brasilien. Das Rückspiel findet am 20. November in Wellington statt.

Auf dem Weg nach Brasilien absolviert Rojas einen Flug-Marathon, der schon allein nach einem großen Abenteuer klingt. Seit dem 9. November sitzt der Neuseeländer chilenischer Abstammung im Flugzeug. Fast zwei Wochen am Stück, unterbrochen durch zwei Spiele und ein paar Trainingseinheiten. Am 22. November wird er wieder in Stuttgart erwartet. Dann hat er die Strecke Stuttgart – London – Los Angeles – Mexiko-Stadt – Los Angeles – Auckland – Wellington – London – Stuttgart hinter sich.

„Ich bin froh, dass wir nachts fliegen. Da kann man vielleicht schlafen“, sagt Rojas. Es könnte jedoch gut sein, dass der 22-Jährige keine Ruhe findet, weil sich in seinem Kopf die Gedanken drehen. „Die Aufregung daheim ist sehr groß“, sagt er. „Wenn wir es schaffen, würde das für den Fußball in Neuseeland sehr viel bedeuten.“ In den Schulen des Landes, erzählt Rojas, „entscheiden sich immer mehr Kinder für Fußball.“ Die dritte WM-Qualifikation nach 1982 und 2010 könnte einen weiteren Schub auslösen. Der Verband hat für die Langstrecken-Tour großzügig Tickets in der Business Class spendiert.

Der große Nachbar Australien hat sich bereits über die Asien-Gruppe für Brasilien qualifiziert. Sollten die Neuseeländer nachziehen, würde das schon ein wenig helfen, den gut gepflegten Minderwertigkeitskomplex zu kompensieren. Und den Fußballspielern würde es im Kampf um Anerkennung helfen.

Rugby ist Nationalsport Nummer eins, dort gehört Neuseeland zur Weltspitze. Im Fußball ist das noch anders. In der Ozeanien-Gruppe hatte es die Nationalmannschaft mit Tahiti, Neukaledonien und den Solomon-Inseln zu tun. „Mexiko ist ein schwerer Gegner“, sagt Rojas. „Aber in zwei Spielen haben wir eine gute Chance.“ Im Rückspiel wird die gesamte Sportnation Neuseeland die Daumen drücken, selbst die große Rugby-Gemeinde der All Blacks. Vielflieger Rojas ist optimistisch: „Meine ganze Familie wird im Stadion sein. Alle sind sehr aufgeregt und freuen sich, dass wir diese Chance haben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false