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Nicht schön, aber effektiv. Vier Tore erzielte Marek Hamsik in den ersten zwei Ligaspielen für Neapel. Nun will er auch in der Champions League gegen Dortmund treffen. 

© p-a/dpa

Marek Hamsik vom SSC Neapel: Ein Außerirdischer fürs Vereinsmuseum

Borussia Dortmunds heutiger Gegner SSC Neapel hat sich in der Sommerpause kräftig verstärkt. Der Klub träumt von der ersten italienischen Meisterschaft seit Diego Maradona und einem Sieg zum Auftakt in der Champions League.

Neulich hat Francesco Totti seinen Vertrag verlängert, bis 2016. Dann wäre er fast 40 Jahre alt und hätte 27 Jahre für den AS Rom gespielt. So eine Art von Treue ist selten. Erstaunlicher ist es aber noch, wenn ein zehn Jahre jüngerer Spieler trotz lukrativer Angebote sagt: „Es ist heutzutage schwieriger geworden, aber ich möchte in Neapel wie Totti in Rom oder Del Piero in Turin werden.“ Eine Ikone eben, ein Stück Vereinsmuseum auf dem Feld.

Dass Marek Hamsik diese Sätze offenbar ernst meinte, unterstrich der Slowake, als er kurz darauf seinen Vertrag beim SSC Neapel bis 2018 verlängerte. Obwohl in den vergangenen Jahren europäischen Spitzenvereinen vom FC Barcelona bis zu Manchester City nachgesagt wurde, Hamsiks Treue mit Offerten getestet zu haben.

Dass der Mittelfeldmann letztlich blieb, nährt die Hoffnungen der Neapolitaner, erstmals seit 1990 einen Meistertitel zu gewinnen und am Mittwochabend den Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund zu schlagen (20.45 Uhr, live im ZDF). Fast mehr noch als die Ankunft des Star-Trainers Rafael Benitez oder des Trios Gonzalo Higuain, José Callejon und Raul Albiol von Real Madrid. Denn selbst in dieser galaktisch verstärkten Mannschaft sticht Hamsik heraus, die Fans nennen ihn den „Außerirdischen“.

Vier Tore erzielte Marek Hamsik in den ersten beiden Ligaspielen

Nicht wegen seiner modisch fragwürdigen Irokesenfrisur oder den Tätowierungen, die ihm bis zum Hals reichen. Es ist der riesige Wirkungskreis Hamsiks bis an beide Enden des Spielfeldes, der ihn fast schon unmenschlich erscheinen lässt. In der Defensive erobert er Bälle, die blitzschnell im gegenüberliegenden Tor landen – eine Aufgabe, die er gleich mit übernimmt. Vier Tore erzielte er als Kapitän in den ersten beiden Ligaspielen. Am Wochenende wurde er zunächst für Dortmund geschont, doch die Tore beim 2:0 gegen Bergamo fielen erst nach seiner Einwechslung. 74 Pflichtspieltreffer hat er in sieben Jahren für Neapel erzielt, dabei spielte der 26-Jährige in der Vergangenheit eine etwas defensivere Rolle im Mittelfeld. Erst Benitez stellte Hamsik im neuen 4-2-3-1-System hinter die Spitze Higuain. „Wenn Gareth Bale Real Madrid 100 Millionen Euro wert ist, dann ist Hamsik unbezahlbar“, sagte der Trainer. Neapel ließ Stürmer Edinson Cavani trotz 104 Toren in drei Jahren im Sommer für 64 Millionen Euro Ablöse nach Paris ziehen, Hamsik blieb. Und bekam Verstärkung.

Higuain mag als Argentinier mit Napoli-Ikone Diego Maradona verglichen werden und Callejon nannte die „Gazzetta dello Sport“ nach drei Toren in drei Spielen den ersten spanischen König von Neapel seit 300 Jahren. Der Slowake Hamsik aber wird sogar von einem Tschechen geadelt, der für Neapels Rivalen Turin spielte: „Hamsik ist mein Erbe, er kommt mir am nächsten“, lobte ihn Pavel Nedved.

Als 2007 Neapel – drei Jahre zuvor noch insolvent in der Dritten Liga – Hamsik für 5,5 Millionen Euro aus Brescia verpflichtete, sagte Präsident Aurelio di Laurentiis, der Junge sei die Zukunft des Aufsteigers. Mittlerweile ist Neapel als Vizemeister in der Champions League und erstmals seit der letzten Maradona-Meisterschaft allein an der Tabellenspitze. „Ich will die Meisterschaft und 20 Tore schießen“, sagte Hamsik der „Gazzetta“, „noch 40 Tore, dann habe ich Maradona eingeholt.“ Wie Maradona ließ er sich schon mit Mafiosi ablichten. Dessen legendären Schutz genießt er noch nicht. Dreimal wurde Hamsik bestohlen, zuletzt reichte er mit vorgehaltener Pistole seine Rolex aus dem Auto. „Das sind die Nachteile, in Neapel zu leben“, sagte er. Treue hat ihren Preis.

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