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Mario Gomez: Nationales Schwergewicht

Mario Gomez hat als teuerster Transfer der Liga-Geschichte einen Stammplatz beim FC Bayern sicher. Der ehemalige Stuttgarter geht mit dem Ablösethema offensiv um.

Wenigstens das Mitleid der Zuschauer war echt. Viele Kinderstimmen schrien schrill auf, als der große Mann plötzlich umfiel. Der junge Teamkollege Holger Badstuber hatte ihn mit einem Schuss aus ein paar Metern dahin getroffen, wo es am meisten wehtut. Die Mitspieler gaben dem Niedergestreckten zwar einen Klaps, aber viele konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es dauerte ein paar Minuten, bis aus dem großen Bündel Schmerzen wieder ein aufrecht stehender Profi von 1,89 Meter erwuchs. Die 5000 Zuschauer applaudierten erleichtert. Es war die spektakulärste Szene dieses öffentlichen Trainings am Montagabend im Donaueschinger Stadion – vor allem, weil der Protagonist nicht Breno oder Christian Lell hieß, sondern: Mario Gomez.

Tags darauf war der Angreifer beim Morgentraining wieder guter Dinge. Beim Testspiel bei den Stuttgarter Kickers, das die Bayern 10:0 (1:0) gewannen, schoss der Schwabe aus Unlingen im Landkreis Biberach zwei Tore.

Der gerade 24 Jahre alt gewordene Gomez steht in dieser Vorbereitung des FC Bayern unter besonderer Beobachtung – nicht nur der autogrammjagenden Kinder, sondern auch der fachsimpelnden Erwachsenen. Schließlich war Gomez’ Wechsel vom VfB Stuttgart nach München für eine Ablöse von 35 Millionen Euro der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte. Was diese Marke selbst für den großen FC Bayern bedeutet, illustrieren zwei Einträge aus der jüngeren Vereinsgeschichte. Erstens: Vor zwei Jahren kosteten Miroslav Klose und Luca Toni zusammen etwa 25 Millionen Euro Ablöse. 2009 war der andere Neue, Ivica Olic, ablösefrei. Und, zweitens, hatte Manager Uli Hoeneß noch vor gut einem halben Jahr angesichts der Finanzkrise verkündet: „Wir haben beschlossen, umzudenken und von großen Investitionen erstmal abzusehen. Deshalb halte ich derzeit einen so kostenintensiven Transfer wie Gomez für nahezu ausgeschlossen.“ Der FC Bayern hat sich nach dem Umdenken schnell in alte Muster zurückgedacht.

Mario Gomez bemüht sich, dem Ablösethema offensiv zu begegnen. Klar, es sei „eine ganze Menge Geld. Es ist aber auch so, dass sie dafür einen guten Spieler bekommen“. Einen Alleskönner im Angriff, der in den vergangenen drei Bundesliga-Spielzeiten 57-mal getroffen (im Schnitt 0,7 Tore pro Spiel) hat. Doch international ist er noch kein Schwergewicht. „Für mich kommt jetzt sportlich der nächste Schritt“, sagt Gomez. Der Schritt ist etwas kleiner ausgefallen, als er sich das vor 16 Monaten ausgemalt hat, als er sagte, er wolle direkt ins Ausland wechseln. Spanien ist das Land seiner Träume. Doch die Topklubs Real Madrid und FC Barcelona hatten kein ernstes Interesse an Gomez, der in der Champions League bisher erst 370 Minuten mitmachen durfte. Dazu kam der Frust in der Nationalmannschaft. Nach 829 Minuten ohne Tor beendete Gomez im Juni die Dürrephase, in einem Spiel gegen die Vereinigten Arabischen Emirate.

In München kann er sich vorerst eines Stammplatzes sicher sein – nach dieser Ablösesumme. Zudem plagen Miroslav Klose und Luca Toni in den Tagen von Donaueschingen gesundheitliche Problemchen. Und den Italiener beurteilt van Gaal sowieso äußerst skeptisch (Stammplatz für Toni? „Das kann er vergessen!“). Gomez klingt tiefenentspannt, wenn er mit leiser Stimme über den Konkurrenzdruck im Angriff spricht: „Journalisten wollen, dass wir uns bekämpfen und bekriegen, aber wir verstehen uns ganz gut. Wir haben gemeinsame Ziele.“ Meisterschaft und Pokal, klar, aber „irgendwann auch die Champions League“.

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