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Sport: Mehr als ein Moment?

Stefan Hermanns über eine kleine Sternstunde für das deutsche Tennis

Rainer Schüttler ist in dieser Woche wieder einmal aufgefallen, ausnahmsweise sogar positiv: Zum ersten Mal seit 2005 hat Schüttler die zweite Runde eines Grand-Slam-Turniers erreicht (in der er sich dann wie gehabt mit blamablem Ergebnis verabschiedete). Schüttler, der 2003 im Finale der Australian Open stand, ist längst zur traurigen Figur des deutschen Tennis geworden. Man könnte auch sagen: Schüttlers Karriere sollte Philipp Kohlschreiber stets Mahnung und Warnung sein.

Seit gestern darf Kohlschreiber als das gelten, was Schüttler vor fünf Jahren war: das nächste große Ding im deutschen Tennis. Manchmal genügt dazu schon ein Spiel. Kohlschreiber hat dem Favoriten Andy Roddick einen großen Kampf geboten, er hat teilweise magisches Tennis gespielt, vor allem aber hat Kohlschreiber gewonnen. Vier Matchbälle vergab der Deutsche im fünften Satz, er verlor das Spiel zum 5:5 – und verwandelte den fünften.

Auch dank dieser Dramaturgie war es eine kleine Sternstunde für das deutsche Tennis. Das Publikum giert nach solchen Momenten, es giert nach Siegertypen, es giert nach Konstanz, die es seit Becker und Stich nicht mehr gegeben hat. Es giert vor allem nach großen Sternstunden. Bei aller Wertschätzung für Kohlschreibers Leistung: Große Sternstunden gibt es in der dritten Runde eines Grand-Slam-Turniers noch nicht.

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