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Sport: Mehr Fußball für Leipzig

Das Pokal-Derby zwischen dem FC Sachsen und Dynamo Dresden soll die Stadt in eine bessere sportliche Zukunft führen

Für Achim Jungnickel kommt Dynamo Dresden gleich nach Bayern München. Jungnickel ist Manager des Fußball-Oberligisten FC Sachsen Leipzig, der heute im Pokal-Erstrundenspiel gegen Dresden antritt. „Das war das zweitbeste Los nach Bayern“, sagt Jungnickel. Der offizielle Werbeslogan zum Aufeinandertreffen der beiden sächsischen Traditionsklubs heißt nicht zufällig: „Eine Frage der Ehre.“ Für den Leipziger Fußball ist es aber vor allem eine Frage des Überlebens.

Der FC Sachsen hieß vor der Wende BSG Chemie Leipzig und war der innerstädtische Gegenpol zum 1. FC Lokomotive. Damals gab es viele große Duelle, doch davon ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Der zweimalige DDR-Meister Sachsen spielt heute in der vierten Liga, der frühere Europapokal-Finalist Lok kickt nach einer Insolvenz noch ein paar Klassen tiefer. Das Derby gegen den Zweitligisten aus Dresden soll nun den Leipziger Fußball wieder zum Leben erwecken.

Der Confed-Cup im Juni hat gezeigt, dass das Potenzial in der Stadt vorhanden ist. Zigtausende Leipziger feierten die deutsche Nationalmannschaft im neuen Zentralstadion, und das Finale des Ligapokals Anfang August belegte die Lust der Leipziger auf großen Fußball noch einmal eindrucksvoll. „Wir haben die Chance, dem WM-Stadion mit zwei sächsischen Vereinen Leben einzuhauchen“, sagt Dirk Thärichen. Der frühere Manager der Leipziger Olympiabewerbung organisiert das Pokalduell und rechnet mit mehr als 30000 Zuschauern. 20 000 Karten wurden allein im Vorverkauf abgesetzt. Fanausschreitungen angesichts der Brisanz der Begegnung befürchtet er nicht. „Wir greifen auf die Erfahrungen aus dem Confed-Cup-Sicherheitskonzept zurück“, kündigt er an. Zudem habe man überprüft, in welchem Verhältnis die Anhänger beider Klubs sich gegenüberstehen. „Schlimmeres“, wie er sagt, sei jedenfalls nicht zu befürchten.

Der große Zuspruch für das Spiel zwischen zwei unterklassigen Teams überrascht Thärichen nicht. So ein Duell mobilisiere die Massen, sagt er, und das gilt umso mehr in einer Region, in der hochklassige Partien nur selten zu sehen sind und Spitzenmannschaften immer nur zu Gast. Das muss sich ändern, fordert der Organisator. Zwar ist das für die WM errichtete Stadion schon erstklassig, doch der Betrieb einer 45 000 Zuschauer fassenden Arena lohnt sich nur, wenn es regelmäßig gefüllt wird. Darum müsse es laut Thärichen „der Anspruch des FC Sachsen sein, zwei Klassen höher zu spielen“.

Genau jene zwei Klassen, die „Chemie“, wie der Klub von den Fans noch immer genannt wird, vom heutigen Kontrahenten trennt. „Das ist vom sportlichen Niveau her ein riesiger Abstand“, sagt Wolfgang Frank, der Trainer des Gastgebers. „Aber wenn bei uns alles perfekt läuft und bei Dresden nicht, ist vieles möglich.“ Zur Sicherheit hat er sein Team dennoch ein paar Mal Elfmeterschießen trainieren lassen. Unter Druck setzen will er seine Spieler nicht. „Wir haben viele junge Spieler mit Perspektive. Die müssen reifen und von Spiel zu Spiel besser werden.“ Am Sonntag sollen sie vor allem eins: Spaß haben.

Den Spaß werden Frank Gerster und seine Teamkollegen schon allein durch die Voraussetzungen haben. Der Mannschaftskapitän freut sich, „endlich mal wieder ein Spiel, in dem es um etwas geht, vor riesiger Kulisse zu haben“. Für den 29 Jahre alten Mittelfeldspieler, der mit Bayern München Meister und DFB-Pokalsieger geworden ist, ist die Begegnung mit Dynamo das Highlight der letzten Jahre. Aber es soll nicht wieder das letzte für die nächsten Jahre sein. Darin stimmt Franke mit Achim Jungnickel überein. In absehbarer Zeit müsse der FC Sachsen wieder höherklassig spielen, sagt der Manager. Der Aufstieg in die Regionalliga, so wünscht er sich, soll schon in dieser Saison gelingen. Denn wenn es wesentlich länger dauert, seien die Talente schnell über alle Berge. „Und dann fangen wir wieder von vorne an.“

Maria Saegebarth[Leipzig]

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