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Sport: Mehr Offensive, Herr Stevens Eine Frau stellt Hertha BSC auf – morgen kommt Werder Bremen

Einmal Huub Stevens spielen, den Trainer von Hertha BSC. Einmal in die Kabine gehen, die Mannschaft aufstellen, sie auf den Gegner einstellen und sie taktisch ausrichten.

Einmal Huub Stevens spielen, den Trainer von Hertha BSC. Einmal in die Kabine gehen, die Mannschaft aufstellen, sie auf den Gegner einstellen und sie taktisch ausrichten. Gabriela Wahnschaffe, 41, die in der vergangenen Saison mit der Frauenmannschaft von Tennis Borussia in der 1. Bundesliga spielte, schlüpft in die Rolle von Huub Stevens. Samstag empfängt Hertha BSC den SV Werder Bremen.

Ich bin Huub Stevens, eine eigenwillige Situation. Aber gut. Was die reine Trainingslehre und das Technisch-taktische anbelangt, würde ich mir den Job zutrauen. Ich habe zwar bisher nur mit Frauenmannschaften gearbeitet, aber was heißt nur? Ich bin dafür, dass alle männlichen Trainerkollegen ein Jahr lang eine Frauenmannschaft betreuen müssten. Dann würden sie mal sehen, mit welchen Unbequemlichkeiten unsereins zu tun hat. Da sind beispielsweise Frauen, die ihren Kinderwagen am Spielfeldrand stehen haben, weil es gar nicht anders geht. Ich glaube auch, dass eine Männermannschaft leichter zu führen ist.

Im Wesentlichen kenne ich die jetzige Hertha-Mannschaft. Allerdings nur aus dem Fernsehen. Jede Stärke und jede Schwäche des einzelnen Spielers kenne ich natürlich nicht. Ich denke, dass Hertha in dieser Saison unter die ersten drei kommen kann. Die Mannschaft hat nicht nennenswert Potenzial verloren. Im Gegenteil. Wobei ich die Mannschaft aber insgesamt offensiver ausrichten würde als Huub Stevens. Er bevorzugt ja ein 4-4-2-System. Er ist vorsichtig. Bei ihm muss erst mal die Null stehen. Ich favorisiere lieber das 3-5-2-System. Ich habe gern eine Überzahl im Mittelfeld, das gut und kompakt nach hinten und vorn arbeitet. Für den Erfolg ist es wichtig, dass die Mannschaft mehr Ballbesitz-Zeiten hat als der Gegner. Das muss ich bei der Aufstellung der Mannschaft berücksichtigen. Es geht immer nur über die Qualitäten der Einzelnen und wie sie im Interesse der Mannschaft eingebracht werden können. Im Tor stünde natürlich Kiraly. Die Dreier-Abwehrkette bilden Rehmer, van Burik und links Simunic. Ich halte viel von Rehmer, obwohl er seine Qualitäten in der vorigen Saison verheimlicht hat. Im Mittelfeld spielen von rechts Marx, Dardai, Kovac, Goor und etwas vorgezogen Marcelinho. Den Kovac fand ich schon immer stark, außerdem war er bei den Bayern, die wissen, wie es geht. Wegen Marcelinho mache ich mir so meine Gedanken. Wenn er, wie jetzt gerade, angeschlagen ist, geht nicht viel. Es ist gefährlich, wenn du nur einen kreativen Spieler hast. Du bist für den Gegner berechenbarer.

Bobic und Wichniarek stürmen, ganz klar. Bei Bobic fiel mir auf, wie schnell er sich integriert hat. Er ist ein echter Strafraumstürmer, der sofort abzieht. Und Wichniarek macht die langen Wege. Vielleicht würde ich später Luizao bringen, der muss ja irgendwann zeigen, warum er Weltmeister wurde.

Meine Ansprache an das Team: Männer, ihr seid gut, und ihr werdet gut bezahlt, es ist eure verdammte Pflicht, das Beste zu geben. Das Berliner Publikum ist anspruchsvoll. Wir werden es ihnen zeigen. Ich hasse böse Überraschungen.

Gabriela Wahnschaffe

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