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Sport: Mehr Tempo

Hockey: Die deutschen Frauen suchen die EM-Form

Marc Lammers gab sich vollkommen arglos. Gleich nach dem Schlusspfiff klärte der Trainer der holländischen Hockey- Nationalmannschaft das Publikum in Mönchengladbach über die Gründe für die Dominanz seines Teams auf: Die Mannschaft sei gerade erst aus China zurückgekommen. Lammers dachte nicht daran, dass in Zeiten des Dopings ein längerer Aufenthalt im mutmaßlichen Hochdopingland China verdächtig sein könnte. Vor allem nach einem Spiel, das wie das Duell einer gedopten Mannschaft gegen eine ungedopte angemutet hatte, so groß war die Überlegenheit der Holländerinnen gewesen. 5:0 gewannen sie am Montag gegen die deutschen Frauen – knapp vier Wochen vor Beginn der Europameisterschaft. „Das Spieltempo war sehr hoch“, sagte Bundestrainer Michael Behrmann. „Wir konnten da kaum mitgehen.“

Die Stärke der Holländerinnen hängt in der Tat mit ihrer Studienreise nach China zusammen – aber nicht so, wie man vielleicht argwöhnen könnte. Lammers’ Mannschaft hat zweimal gegen die Chinesinnen gespielt, die inzwischen in den Disziplinen Athletik und Schnelligkeit international führend sind. „Wir haben dieses Spielniveau in diesem Jahr kaum erlebt“, sagte Behrmann. Dass seine Mannschaft im ersten Test gegen Holland Probleme bekommen würde, hatte er erwartet, „aber so hoch will keiner verlieren“.

Die deutschen Spielerinnen wirkten nach der Niederlage ziemlich ratlos. Bei der EM (18. bis 25. August in Manchester) muss die Mannschaft unter die ersten drei kommen, um sich für Olympia in Peking zu qualifizieren. „Das ist absolut machbar“, sagt Behrmann. Aber die Mannschaft strebt nach mehr. Die Spielerinnen haben sich auf ein verbindliches Ziel verständigt: Sie wollen zum ersten Mal Europameister werden.

Derartige Ambitionen wirkten nach dem 0:5 eher vermessen. Bis zum EM- Start muss Behrmann die Spielerinnen nun vom getragenen Tempo aus der Bundesliga an das internationale Niveau gewöhnen. Dieses Problem verfolgt das deutsche Hockey – Frauen wie Männer – seit Jahren vor jedem größeren Turnier. Die Nationalspieler, die mit professionellem Aufwand ihren Sport betreiben, werden in der Liga zu selten gefordert. Als die deutschen Männer vor zwei Wochen auf Vizeweltmeister Australien trafen, verloren sie das erste Spiel 0:4. Tags darauf gewannen sie 4:3.

„Man muss versuchen, sich in so ein Topniveau reinzubeißen“, sagt Behrmann. Im Training mahnt der Bundestrainer die Spielerinnen permanent, schneller zu spielen. Aber die Praxis lässt sich nur bedingt simulieren. „Das musst du immer wieder erleben“, sagt Behrmann, „dann passt du dich Stück für Stück an.“ Insofern hatte die Niederlage gegen die Holländerinnen sogar noch etwas Gutes.

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