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Auf dem Siegerpodest. Zumindest als Wachsfigur steht Vettel schon da, wo er am Ende der Saison sein will. Foto: dapd

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Sport: Mein Feind, die Fia

Das schlechtere Auto, Ärger mit dem Weltverband und den Medien: Sebastian Vettel kämpft an allen Fronten um seine Formel-1-Titelverteidigung.

Sebastian Vettels Titelverteidigung ist derzeit ein Kampf an allen Fronten. Erst die Strafe für sein Überholmanöver in Hockenheim. Dann die Anordnung des Automobil-Weltverbands Fia, der das Motorenmanagement bei Red Bull schon einmal beanstandete, dann aber für zulässig erklärte und nun endgültig verboten hat. Und zu guter Letzt die Vorwürfe, Vettel könne nicht verlieren, weil er nach dem Ärger in Hockenheim seine Enttäuschung zeigte.

Nicht nur auf der Strecke gegen einen Fernando Alonso, der nach Vettels Ansicht inzwischen „ein Auto hat, das manchmal sogar besser ist als unseres“. Auch neben der Rennpiste muss er damit leben, dass sein Team und die Sportbehörde Fia nicht unbedingt die besten Freunde sind. Sein Sportdirektor Helmut Marko poltert schon mal sehr laut los, sprach angesichts der letzten Ereignisse von „Verschwörung“ und „Todesstrafe für Hühnerdiebstahl“. Die Äußerungen möchte Vettel lieber nicht im Detail kommentieren: „Das ist seine Meinung“, sagte er. „Ich finde es nicht so schlimm, wenn man eine Meinung hat.“

Wahrscheinlich weiß Vettel ganz genau: Lautes Schimpfen hilft nicht unbedingt. Vor allem dann nicht, wenn man bei der Fia eben tatsächlich auf der schwarzen Liste steht. Im Prinzip geht es Vettels Team heute ein bisschen so wie McLaren vor einigen Jahren, als sich der damalige Teamchef Ron Dennis immer wieder mit dem damaligen Fia-Präsidenten Max Mosley anlegte – und man schon mehr als das Gefühl haben konnte, dass bei der Beurteilung von McLaren doch immer wieder einmal ganz besondere Maßstäbe angelegt wurden.

Ein Problem des Red-Bull-Teams ist, dass es das geplante Kostensenkungsabkommen der Formel 1 – das hauptsächlich auf Ideen von Fia-Präsident Jean Todt beruht – so nicht unterschreiben will. Was Todt sauer aufstößt. Genauso wie die Tatsache, dass Red Bull für ihn im ewigen Machtpoker in der Formel 1 auf der anderen Seite steht, auf der von Bernie Ecclestone.

Und dann ist da noch der Kampf mit den Medien. Vettel fühlt sich in letzter Zeit öfter missverstanden, vor allem in England, teilweise aber auch in Deutschland. „Ich habe einen Mund, um Dinge zu sagen, und ihr habt Ohren, um zuzuhören“, versuchte er der Sache auf dem Hungaroring einen lockeren Touch zu geben, „aber irgendwie scheint auf dem Weg dazwischen immer mal wieder was kaputt oder verloren zu gehen.“

Trotz des Gegenwinds aus allen Richtungen: Tatsächlich wirkt Vettel im Moment eher so wie am Saisonende 2010, als er in den letzten beiden Rennen einen Rückstand von 25 Punkten aufholte und doch noch Weltmeister wurde. Jetzt sind es 44 Zähler auf Alonso. Doch der Heppenheimer klingt optimistisch: „Er ist in einer guten Position, aber wir haben noch eine Menge Rennen vor uns.“ Mit Platz zwei oder drei seien er und sein Team nicht zufrieden. „Wir wollen am Ende ganz oben stehen.“

Die unvorhersehbare Saison sei dabei sogar hilfreich, denn auch mit einem sehr guten Wochenende könne es einem Fahrer teilweise passieren, nur auf Platz sieben ins Ziel zu kommen. Daher sei es leichter, viele Punkte aufzuholen. Das soll jetzt schon auf dem Hungaroring klappen, wo Vettel in den letzten beiden Jahren auf der Poleposition stand, allerdings noch nie gewonnen hat.

Vielleicht tut Vettel auch die bald anstehende Pause gut. Nach dem Rennen in Ungarn setzt der Formel-1-Zirkus für einen Monat aus. Zeit, um sich mit anderen Sportarten zu beschäftigen. Er gucke viel Olympia, sagt Vettel. „Vom Turmspringen bis hin zum Springreiten.“

Ein Geburtstagsgeschenk will er Alonso jedenfalls auf keinen Fall machen – der Spanier wird am Rennsonntag 31 Jahre alt: „Das hat er schließlich schon vorzeitig letztes Wochenende bekommen“, sagte Vettel.

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