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Sport: Meister der Manipulation

Süper Lig: Viele Fragen vor dem Saisonstart

Berlin - „Tren“ wird er in seiner neuen Heimat genannt, der Zug. Weil Roberto Hilbert läuft und läuft, Außenbahn rauf, Außenbahn runter. Dafür schätzen ihn die Fans von Besiktas Istanbul. Momentan dürfte aber selbst ihm die Schlagzahl in der türkischen Fußballliga Süper Lig ein wenig zu hoch sein – und das schon vor dem ersten Spieltag der neuen Saison am heutigen Samstag.

Die höchste Spielklasse des Landes bewegt sich im Eiltempo Richtung Abgrund. Spielmanipulationen im großen Stil, landesweite Razzien, Festnahmen von 30 Spielern und Funktionären – die Wirrungen nahmen derartige Ausmaße an, dass der nationale Verband TFF den Ligastart um einen Monat verschob.

„Letztlich habe ich nicht wirklich den Überblick, wer was gemacht haben soll“, sagt Hilbert. Klar ist: Diverse Spiele werden überprüft, die Ermittlungen laufen, der Ausgang ist völlig offen. Die Hauptrolle in dem Kriminalstück soll Meister Fenerbahce Istanbul spielen. Der Vorwurf: „Fener“ habe sich 2011 zum Titel manipuliert. Der in Untersuchungshaft sitzende Präsident Aziz Yildirim soll das entscheidende 4:3 am letzten Spieltag gegen Sivasspor herbeigeführt und den 18. Titel sichergestellt haben. Damit war Fenerbahce Rekordmeister vor Galatasaray und direkt in der Champions League dabei.

Auf Druck der Uefa wurde Fenerbahce aber aus dem Wettbewerb ausgeschlossen. Dagegen hatte Fenerbahce Klage beim Internationalen Sportgerichtshof Cas eingereicht. Der Verein wollte mitmischen auf der großen europäischen Bühne und zudem Schadenersatz in Höhe von 45 Millionen Euro. Gestern wies der Cas Fenerbahces Klage ab. Ebenso wenig Erfolg hatte Fenerbahces Antrag, freiwillig in die zweite Liga abzusteigen. Den lehnte der TFF ab. Die Aberkennung des Meistertitels 2011 steht aber weiter im Raum.

Auch bei Besiktas schlugen die Ermittler auf – und nahmen Hilberts Trainer Tayfur Havutcu gleich mit, weil auch er in den Skandal verstrickt sein soll. Mit Besiktas hat Hilbert den Pokal gewonnen, allerdings steht auch dieser Titel im Zuge der Ermittlungen zur Disposition. Der Klub hat die Trophäe zunächst zurückgegeben, bis Klarheit herrscht. „Das ist keine schöne Erfahrung. So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Hilbert.

Der Verband versucht nun, das Vertrauen zurückzugewinnen. So änderte der TFF den Meisterschaftsmodus. Ab sofort qualifizieren sich die vier besten Teams der regulären Saison für Playoffs, in denen der Meister ermittelt wird. Das soll für mehr Transparenz sorgen. dapd

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