zum Hauptinhalt
Winke, winke. In den vergangenen fünf Rennen gab es bei Mercedes drei Zwischenfälle.

© dpa

Mercedes droht seinen Piloten: Katalog der Machtlosigkeit

Vor dem Großen Preis von Großbritannien rügt Mercedes seine Formel-1-Piloten. Eine Teamorder soll es für Lewis Hamilton und Nico Rosberg aber weiterhin nicht geben.

Vor der letzten Maßnahme sind die Mercedes-Verantwortlichen dann doch zurückgeschreckt. Das Formel-1-Team hat seinen beiden Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg zwar massive Strafen bei weiteren Kollisionen angedroht, eine Teamorder soll es aber nicht geben – zumindest nicht sofort. „Unsere Fahrer wurden darüber informiert, dass sie weiterhin frei fahren und um die Weltmeisterschaft kämpfen dürfen“, teilte der Rennstall mit. „Wir sind fest davon überzeugt, dass dies ein Grundbestandteil der Formel 1 ist – auch unter Teamkollegen.“

Danach folgt in der Mitteilung allerdings die Drohung: „In den vergangenen fünf Rennen gab es drei Zwischenfälle, die uns mehr als 50 Punkte in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gekostet haben.“ Deshalb habe man den internen Verhaltenskodex verstärkt, dieser enthalte nun „drastischere Abschreckungs-Maßnahmen bei Berührungen zwischen unseren beiden Autos“. Wie der neue Strafenkatalog genau aussieht, blieb allerdings geheim.

Mercedes habe „einen sehr guten Job gemacht, die neuen Regeln unmissverständlich zu formulieren“, findet Rosberg. Seinen Rivalen Hamilton scheint die gesamte Diskussion relativ kaltzulassen. Auf die Frage, ob er von den Drohungen abgeschreckt werde, lachte der Weltmeister vor dem Grand Prix in Silverstone erst einmal nur. Dann meinte er: „Ich sollte wohl sagen – ja.“ Richtig überzeugend wirkte das freilich nicht. Und die gesamte Körpersprache des Briten bei seinem Heimrennen an diesem Wochenende sagt: Ihr könnt reden, was ihr wollt, ich bin ein Vollblut-Racer. Und wenn ich meine Chance sehe, dann schlage ich zu. Er war es ja, der als erster fast gebettelt hatte, keine Teamorder auszusprechen. „Um den Rennsport nicht kaputt zu machen“, wie er es formulierte, „nicht für uns und vor allem auch nicht für die Fans.“

Noch ist der Vertrag von Nico Rosberg nicht verlängert

Ex-Weltmeister Damon Hill hat seine Zweifel daran, dass Mercedes die Kontrolle über sein Fahrer-Duo zurückerlangt. „Man kann Rennfahrer nicht vom Rennfahren abhalten. Wenn sie einmal aus der Boxengasse draußen sind, dann kann man sie auf der Strecke kaum noch kontrollieren“, sagt Hill. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der seine eigenen Erfahrungen aus Zeiten der Rivalität zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber hat, ist sich sicher: „Auf Dauer bringt das alles nichts, weder Warnungen noch ein Verhaltenskodex noch irgendwelche Teamorder. Top-Rennfahrer fahren nur für sich selbst, speziell wenn es um den WM-Titel geht.“ Irgendwann werde einer von den beiden, Nico Rosberg oder Lewis Hamilton, gehen müssen, glaubt Christian Horner. „Das ist die einzige Lösung.“

Noch ist der Ende des Jahres auslaufende Vertrag von Nico Rosberg ja nicht verlängert – auch wenn es angeblich nur noch um Kleinigkeiten geht. Und sowohl Wolff als auch Rosberg betonen, die momentanen Vorkommnisse hätten auf die Vertragsverhandlungen keinen Einfluss. Wobei eines auch klar ist: Will man – etwa nach einem massiven weiteren Zwischenfall – tatsächlich einen der beiden loswerden, dann ist ein Vertrag auch kein besonders großes Hindernis.

Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false