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Schumacher

© dpa

Michael Schumacher: Meister aller Klassen

Michael Schumacher fährt in Brasilien ein Kartrennen - und lässt die Konkurrenz wie gewohnt hinter sich.

Es war irgendwie ein gewohntes Bild, obwohl es ja seit mehr als einem Jahr nicht mehr zu sehen war. Michael Schumacher startet bei einem Rennen – und er beendet es als Sieger, um dann aus der Hand eines Prominenten den Siegerpokal entgegenzunehmen, diesmal von Brasiliens Tennisstar Gustavo Kuerten. Vor allem aus Freundschaft zu seinem früheren Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa war Schumacher ins südbrasilianische Florianopolis gekommen, wo Massa ein großes internationales Kartrennen organisierte. Mit dem Besuch von Schumacher sicherte er sich natürlich auch einen gewaltigen Zuwachs an Aufmerksamkeit für seine Veranstaltung; der größte brasilianische TV-Sender, Globo, übertrug live. Im Mittelpunkt standen nicht etwa Massa, Rubens Barrichello oder Nelson Piquet jr., sondern ausschließlich der siebenmalige Weltmeister, auf den schon die ganze Werbung im Vorfeld abgestimmt war. Die 10 000 Eintrittskarten für das Kartodromo dos Ingleses waren in Windeseile ausverkauft, und die meisten wollten nur eines: Michael Schumacher sehen.

Und der zeigte auch von Anfang an, wie ernst seine Aussagen zu nehmen sind. Er sei hier nur hergekommen, „um Spaß zu haben, das ist alles ganz relaxed und schön, in so einer entspannten Atmosphäre alte Freunde und Rivalen von früher wiederzutreffen“. In den freien Trainings fuhr Schumacher zweimal Bestzeit, und auch sonst war der Deutsche so, wie man ihn kennt: Schumacher überlässt nichts dem Zufall, kümmert sich selbst um die kleinsten Kleinigkeiten an seinem Auto, nimmt den Mechanikern das Werkzeug aus der Hand, um an seinem Gefährt zu schrauben, überprüft jedesmal selbst den Reifendruck. „Es macht schon auch Spaß zu sehen, dass man es noch kann, dass man noch nicht eingerostet ist. Ganz vorne zu fahren, ist immer schöner“, sagte er in den wenigen kurzen Statements, zu denen er sich bereit erklärte. Schumachers Zurückhaltung – auch die ist für ihn ja typisch – machte vor allem der versammelten brasilianischen Presse zu schaffen, die sich von dem Champion schon ein bisschen mehr Esprit gewünscht hatte. Vor allem zum Thema Formel 1, nach seinen jüngsten Testfahrten in Barcelona natürlich wieder aktuell, äußerte sich Schumacher nicht. Seine Antwort auf alle Nachfragen: „Wir fahren hier Kart.“

Das aber tat er wie immer mit höchster Perfektion. „Mich hat das nicht wirklich überrascht, dass er von Anfang an so schnell war“, sagte Gastgeber Felipe Massa nur. „Ich kenne ihn ja nun schon eine ganze Weile, und das war schon immer so, auch nach einer langen Winterpause von ein paar Monaten in der Formel 1 zum Beispiel. Er kam zurück, stieg ins Auto – und fuhr nach ein paar Runden gleich Bestzeiten. Das ist eben eines der Dinge, die ihn ausmachen.“ An ein Formel-1-Comeback seines ehemaligen Ferrari-Teamkollegen glaubt Massa aber überhaupt nicht: „Wir haben dafür bei Ferrari den besten und bekanntesten Testfahrer, den es überhaupt geben kann.“

Zur Poleposition reichte es im Kartrennen für Schumacher dann doch nicht ganz, im Qualifying landete er nur auf dem vierten Platz, aber das hinderte ihn nicht, gleich im ersten Rennen nach seinem Rücktritt aus der Formel 1 zu zeigen, wer der Meister aller Klassen ist. Schumacher fuhr schon beim Start auf den zweiten Platz vor, in der zweiten Runde schnappte er sich den Führenden Lucas di Grassi, der einen kleinen Fehler gemacht hatte, und fuhr von diesem Moment an einem ungefährdeten Sieg entgegen. Am Ende baute Schumacher seine Führung auf fast fünf Sekunden aus. Auch weil sich hinter ihm die Gruppe der Brasilianer mit Massa, Barrichello und Nelson Piquet aufs Heftigste beharkte. „Dadurch haben sie es mir natürlich leichter gemacht, vorneweg zu fahren“, analysierte Michael Schumacher routiniert. „Es hat einen Riesenspaß gemacht, die Karts hier sind wirklich gut, auch die Strecke, das ganze System, wie Felipe das hier organisiert hat.“ Im zweiten Lauf starteten die ersten acht dann in umgekehrter Reihenfolge, Schumacher wurde nur Sechster, aber das reichte für den Gesamtsieg. Natürlich.

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