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Mit 20 Jahren Verspätung: DDR-Elf tritt gegen BRD-Auswahl an

Im November 1990 sollten die Nationalmannschaften der Bundesrepublik und der DDR gegeneinander antreten, obwohl es die DDR schon nicht mehr gab. Nun ist das Spiel neu angesetzt - mit dem Personal von damals.

Wenn ein Spiel ausfällt, kann das schon mal ein paar Tage dauern bis zur Neuansetzung, vielleicht auch zwei, drei Wochen. Aber gleich 20 Jahre? Im November 1990 sollten im Leipziger Zentralstadion die Nationalmannschaften der Bundesrepublik und der DDR gegeneinander antreten, obwohl es die DDR schon seit ein paar Wochen gar nicht mehr gab und ihre besten Fußballspieler schon auf Plätze in der bundesdeutschen Elf schielten. Zum Beispiel Matthias Sammer, er stand damals schon beim VfB Stuttgart unter Vertrag und seine Gedanken kreisten darum, „dass vielleicht im Dezember gegen die Schweiz etwas gehen würde“ in der neuen Auswahl. Aber die Kollegen aus Rostock und Leipzig und Berlin, sie waren dem Dresdener Sammer eine Herzensangelegenheit, und natürlich hatte er der DDR-Elf noch einmal zugesagt.

Aus dem Spiel ist dann nichts geworden, weil die Hooligans aus Deutschland (Ost) rechtzeitig zum Spiel demonstrierten, wie sehr sie sich schon ihren Kumpanen in Deutschland (West) angepasst hatten. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sah die Sicherheit nicht gewährleistet und sagte ab. Am 20. November kommt es nun in Leipzig zur Neuansetzung. Anlass ist das 20. Jubiläum der Vereinigung von west- und ostdeutschem Verband, und spielen sollen die, die auch damals spielen sollten. Auf westdeutscher Seite zum Beispiel Jürgen Klinsmann, Andreas Brehme und der unvermeidliche Lothar Matthäus, bei den Ostdeutschen Andreas Thom, Thomas Doll und Ulf Kirsten.

Nur Matthias Sammer mag nicht. Das heißt: Lust auf Fußball hat er immer noch, wahrscheinlich reichlich mehr als die aktuellen Nationalspieler, wenn es nach Kasachstan oder Aserbaidschan geht. Weil aber das Knie bei jedem Tritt gegen den Ball anschwillt, geht es nicht, auch nicht für ein Viertelstündchen, obwohl… Als zur Einstimmung auf das Spiel am Dienstag im Leipziger Opernhaus der Name Klinsmann verlesen wird, da hebt Sammer seine Stimme. Um jetzt bloß nicht falsch verstanden zu werden, lacht er kurz und sagt: „Na ja, vielleicht reicht es doch für eine Aktion.“ Womit wohl eine eher körperlich geprägte Aktion gemeint ist.

Dazu muss man wissen, dass die beiden zwar 1996 in Wembley gemeinsam Europameister geworden sind, mit Klinsmann als Kapitän und Sammer als heimlichem Chef auf dem Platz. Ansonsten aber reduziert sich ihr Verhältnis auf gegenseitiges Ignorieren, spätestens seit 2006, als Sammer sich beim DFB um den Posten als Sportdirektor bewarb, Bundestrainer Klinsmann aber seinen Gefolgsmann Bernhard Peters favorisierte.

Als aktueller Weltmeister – Stand November 1990 – sind die Westdeutschen Favorit, auch wenn Rudi Völler, Jürgen Kohler und Bodo Illgner abgesagt haben und Teamchef Franz Beckenbauer sich wegen dringender Fernsehverpflichtungen von Berti Vogts vertreten lässt (was nicht das beste Zeichen ist). Matthias Sammer wird auf der Tribüne sitzen und die Daumen drückt er…. „natürlich der DDR!“

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