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Sport: Mit blauem Auge

Bayern besiegt Bielefeld durch späte Tore 2:0 – Kahn beim Aufwärmen verletzt

Bernd Dreher hatte sich auf einen ruhigen Nachmittag eingestellt. Er saß im Vip-Bereich der Allianz-Arena, als der Stadionsprecher ihn eine Viertelstunde vor Anpfiff ausrufen ließ: „Lieber Bernd, komm mal bitte kurz in die Spielerkabine. Das ist kein Witz.“ Bayern Münchens Torwart Oliver Kahn hatte beim Warmmachen nach einem scharfen Schuss von Michael Ballack unterhalb des rechten Auges eine dicke Schwellung bekommen und konnte nicht spielen. So rückte Michael Rensing ins Tor und der 39 Jahre alte Bernd Dreher auf die Ersatzbank. Dort sah er eine niveauarme Begegnung, die die Bayern gegen Arminia Bielefeld 2:0 (0:0) gewannen und dadurch mit vier Punkten Vorsprung die Tabellenführung verteidigten.

Zwar hatte der Münchner Trainer Felix Magath vor der Begegnung gefordert, dass man auch mal für die Zuschauer spielen solle, damit „Freude und Stimmung“ aufkomme, doch der Tabellenführer tat sich schwer, diese Forderung umzusetzen. Zwar bekamen sie gegen die bis dahin beste Defensive der Rückrunde reichlich Möglichkeiten, vergaben aber jeweils in aussichtsreicher Position: Claudio Pizarro traf nur den Pfosten, Michael Ballack scheiterte aus kurzer Distanz ebenso wie Roy Makaay.

„Der Druck in der ersten Halbzeit war enorm“, stellte Bielefelds Coach Thomas von Heesen später fest – und er hielt auch im zweiten Abschnitt an. „Wir waren immer in der Vorwärtsbewegung“, sagte Magath. „Wenn es bis zum ersten Tor nicht so lange gedauert hätte, dann hätten wir ein paar mehr Tore gesehen.“ Dass sich die 69 000 Zuschauer allerdings gedulden mussten, hatte sich der Trainer auch ein Stück weit selbst zuzuschreiben. Denn Magath wartete bis zur 64. Minute, um mit Mehmet Scholls Einwechslung dem überlegenen Spiel endlich die gewünschte Effektivität zu geben: „Das war mal wieder so ein Spiel, das ihm auf den Leib geschneidert ist“, stellte auch Manager Uli Hoeneß fest. „Er kommt in ein Spiel, das etwas unrund läuft, und macht ganz andere Dinge.“

Wie in der 69. Minute, als Scholl mit Tempo in den Strafraum stürmte, einen Haken schlug und der Ball nach einigen Verwirrungen schließlich vor die Füße von Michael Ballack sprang, der ihn zum 1:0 ins Tor trat. Den zweiten Treffer erzielte der 35 Jahre alte Scholl gleich selbst – und brachte sich mit dieser Leistung auch wieder bei der Nationalmannschaft ins Gespräch. Laut Magath könne so einen „jede Mannschaft gebrauchen“, und auch für Hoeneß war Scholl einfach „phänomenal“.

Schließlich war es dem dienstältesten Bayern-Spieler zu verdanken, dass die Münchener weiterhin auf ihren zwanzigsten Meistertitel zusteuern. „Wenn wir so spielen, ist die Meisterschaft vergeben“, sagte Magath, „wir haben das Spiel völlig kontrolliert, Rensing hatte einen ruhigen Nachmittag.“ Bei Ersatzmann Dreher war es kaum anders. Nach dem Schlusspfiff kam er als Erster aus der Kabine und ging unbehelligt aus dem Stadion, wie er gekommen war – in Zivil.

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