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Mit Christian Nerlinger: Bayern München will weniger lärmen

Trainer Jürgen Klinsmann wurde gefeuert, sein Teammanager macht Karriere: Christian Nerlinger baut in Ruhe am FC Bayern der Saison 2009/2010.

Der Anruf aus Kalifornien kam völlig überraschend, damals im Februar 2008. Klar, Christian Nerlinger hatte von 1995 bis 1997 mit Jürgen Klinsmann zusammen beim FC Bayern gespielt. „Aber als er sich dann meldete, hatten wir seit Jahren keinen Kontakt mehr gehabt“, erzählt Nerlinger. Was Klinsmann mit dem FC Bayern plante, klang verlockend. Und er bot Nerlinger an, ein in Deutschland bis dahin weithin unbekanntes Jobprofil auszufüllen. „Ich habe keine Sekunde gezögert.“ Als Teammanager kümmerte er sich in der vergangenen Saison um die Organisation des Profibetriebs. Gerade die Beziehung zu den drei Bayernbossen Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner gedieh prächtig. So prächtig, dass Nerlinger am letzten Wochenende im April hinzugebeten wurde, um zu beraten, wie es mit Jürgen Klinsmann weitergehen würde. Gar nicht, lautete der Beschluss. Klinsmann wurde gefeuert, und Nerlinger macht Karriere.

Der 36-Jährige ist in den vergangenen Wochen in den engsten Machtzirkel des Vereins aufgerückt. Am Samstag nun gab Manager Uli Hoeneß bekannt, dass Nerlinger ab dem 1. Juli als Sportdirektor des FC Bayern fungieren wird. Ende des Jahres wird er einer von zwei Nachfolgern für Hoeneß. Ein Experte für Marketing und Sponsoring wird hinzukommen. Nerlinger wäre wohl auch ohne Klinsmanns Zutun früher oder später beim FC Bayern hineingerutscht. Er erfüllt das Profil, das Uli Hoeneß sich für künftige Verantwortungsträger vorstellt, idealtypisch. Von 1986 bis 1998 spielte er für die Bayern, skandalfrei und zielstrebig. Die vielleicht größte Umstellung für Nerlinger dürfte die Pflicht zur Präsenz in der Öffentlichkeit werden, eine Sphäre, in die es ihn nicht zieht. Das dürfte der Unterschied zur Ära Hoeneß werden: Der FC Bayern der Zukunft wird weniger lärmen.

Schon jetzt ist der just Beförderte in die Spielersuche für die kommende Saison eingebunden. „Wir sind ständig in Gesprächen, speziell Christian Nerlinger“, sagte Uli Hoeneß nach dem 2:1 (1:0) gegen den VfB Stuttgart. Durch das Eigentor von Khalid Boulahrouz und den Treffer von Mark van Bommel hatte sich der FC Bayern auf den zweiten Tabellenplatz gerettet und die direkte Qualifikation zur Champions League gesichert. Nun stürzen sich die Bayern in bester Shoppinglaune in den aufgeheizten Transfermarkt. „Da wird einiges passieren“, kündigt Hoeneß an. Besondere Priorität genießt dabei Mario Gomez, der das letztlich nutzlose Tor für die Stuttgarter erzielte. Hoeneß sagte: „Wir werden uns um ihn bemühen. Ich bin da relativ optimistisch.“ Denn der FC Bayern sei in der Lage, eine Ablöse von 30 Millionen Euro oder mehr zu überweisen.

Die Verpflichtung von Gomez ist für die Bayern auch eine Prestigefrage, die eigentlich dringlicheren Verstärkungen für die Außenverteidiger- und die Torwartposition werden sie aber nicht aus den Augen verlieren. „Wir werden in der nächsten Woche, und bis ich am 12. Juni in den Urlaub fahre, die eine oder andere Personalie bekannt geben“, sagt Hoeneß. Von Nerlinger waren bisher noch keine Aussagen zu diesen Fragen zu bekommen.

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