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Vom Büro auf die Straße. Wie hier in Frankfurt am Main beteiligen sich immer mehr Firmen und Mitarbeiter an Laufwettbewerben. Team-Spirit und Gesundheit der Angestellten sollen davon genauso profitieren wie der Bekanntheitsgrad der Konzerne. Foto: ddp

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Sport: Mit den Kollegen auf die Piste

Firmenläufe werden in Deutschland immer beliebter – Anfang September finden auch zwei große Rennen in Berlin statt

Berlin - Die Wirtschaft läuft. Diese Aussage wird, zumindest von der schwarz-gelben Regierungskoalition, gerne gemacht, um die Ökonomie des Landes zu beschreiben. Im direkteren Sinne gilt sie schon seit längerem. Denn die Laufbewegung, der sich seit Jahrzehnten viele Hobbysportler angeschlossen haben, hat hierzulande ein schnell wachsendes Kind bekommen: die Firmenläufe.

Buchhalter, IT-Experten und alle möglichen anderen Arbeitnehmer, für die körperliche Anstrengung ansonsten oft ein Fremdwort ist, lassen sich von der Gruppendynamik mitreißen. Oft beginnt schon Monate vor dem eigentlichen Rennen die Vorbereitung. Man kommt regelmäßig zu Lauftreffs zusammen, das Gemeinschaftserlebnis steht im Vordergrund und der Arbeitgeber zeigt, dass ihm die körperliche Fitness seiner Mitarbeiter ein Anliegen ist. In Berlin werden in den kommenden Wochen zwei große Firmenläufe ausgetragen. Am 3. September findet rund ums Brandenburger Tor der vom SC Tegeler Forst veranstaltete 9. Berliner Firmenlauf statt, nach jetzigem Meldestand werden sich mehr als 8000 Teilnehmer auf die sechs Kilometer lange Strecke begeben. Und rund 3000 Läufer werden am 8. September beim B2Run durch das Marathontor auf die blaue Tartan-Zielgerade im Olympiastadion einbiegen.

Dieser Lauf ist die siebte und letzte Station einer erstmals als deutsche Firmenlaufmeisterschaft ausgetragenen Serie durch sieben Städte, bei denen die Starter jeweils im Fußballstadion der Stadt ankommen. Sieben Städte, sieben Stadien, 4000 Firmen, 70 000 Läufer – so lauten die Eckdaten von B2Run, was sich mit „Business to Run“ übersetzt. Es gibt Wertungen für „Die Schnellsten“, unterteilt in Läuferinnen und Läufer, Teams und Chef/Chefin, „Die Fittesten“ (Team mit den meisten Teilnehmern) und „Die Originellsten“ (kreativstes Lauf-Outfit).

Die Gründe dafür, dass Firmenläufe boomen, sieht Michael Rieß, Geschäftsführer der Berliner Agentur „Die Sportmacher“, in deren Vielseitigkeit. „Jede größere Stadt hat heute ihren Firmenlauf. Die kürzeren Strecken sind selbst für die, die noch nie gelaufen sind, zu bewältigen. Und das Gruppenerlebnis, der Team-Spirit haben überragende Bedeutung“, sagt Rieß. „Der Leistungsgedanke bleibt völlig im Hintergrund.“ Für viele sei die Aufforderung der Firma ein echter Antrieb: „Die schauen auf den Nebenmann oder die Nebenfrau und sagen sich: Ich wollte sowieso schon immer mal, und wenn der das kann …“

Studien der Universität Saarland haben zwei Hauptgründe für das Engagement von Unternehmen für Firmenläufe ergeben. Der erste ist das Marketing nach außen: Man kann sich vorstellen und präsentieren. Der zweite, nicht weniger wichtige, ist das Marketing nach innen: Wir tun etwas für unsere Mitarbeiter. Rieß und seine Agentur bieten den Unternehmen mit ihrem Konzept, den Leuten das Laufen nahe zu bringen, dafür eine Plattform. „Die Teilnehmer haben etwas davon, die Arbeitgeber haben etwas davon. Die Firmen aus der Gegend reden miteinander. Wir setzen auf eine gegenläufige Globalisierung – die Regionalisierung.“ Aus seiner Sicht ist trotz des aktuellen Booms der Zenit der Firmenläufe noch nicht erreicht. Das sieht Stephan Sachs vom Berliner Firmenlauf ähnlich. Zugleich aber warnt er davor, dass „man aufpassen muss, dass nicht jede Stadt einen Firmenlauf haben muss und damit der Boom irgendwann im Sande verläuft“. Wenn zum Beispiel Leipzig gleich drei Läufe innerhalb kurzer Zeit austrage, die natürlich auch zu Konkurrenten werden, dann bestehe eine solche Gefahr durchaus.

In Berlin starten bei den drei größten Firmenläufen in diesem Jahr rund 30 000 Teilnehmer. „Da ist noch deutlich Luft nach oben“, sagt Sachs, er schätzt das Potenzial auf etwa 50 000 Teilnehmer. Seitens der Firmen gebe es in Berlin hohe Nachfrage nach Angeboten, die das Gruppengefühl der Mitarbeiter stärken, ihre Gesundheit fördern und den Krankenstand senken. „Die Firmenläufe sind oft Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements geworden“, sagt Sachs.

Und es geht ja auch gar nicht darum, wer als erster ins Ziel kommt. Wichtiger ist die Teilnehmerzahl, die jedes einzelne Unternehmen mobilisiert. Und der Spaß an der Bewegung.

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