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Sport: Mit einem kleinen Wildschwein ging alles los

BERLIN .Ihr erster und ihr größter Erfolg in Berlin liegen fast exakt zehn Jahre auseinander: Im November 1988 gewann die 19jährige Marleen Renders den damals international besetzten Crosslauf des SCC am Teufelsberg.

BERLIN .Ihr erster und ihr größter Erfolg in Berlin liegen fast exakt zehn Jahre auseinander: Im November 1988 gewann die 19jährige Marleen Renders den damals international besetzten Crosslauf des SCC am Teufelsberg.Einen Pokal in Form eines kleinen Wildschweins, dem Cross-Symbol, durfte sie damals mit nach Hause nehmen.Im September 1998 lief die Belgierin auf dem Kurfürstendamm zum größten Triumph ihrer Karriere: Sie gewann den 25.Berlin-Marathon in der belgischen Rekordzeit von 2:25:22 Stunden.Und neben einem Pokal, den sie kaum heben konnte, verdiente sie 60 000 DM.Am Sonntag ist sie beim Halbmarathon wiederum in Berlin am Start.

Doch das Wildschwein hatte ihr zunächst kein Glück gebracht.Die Karriere von Marleen Renders, die als 18jährige 1987 mit einem Junioren-Weltrekord über 10 000 m (32:12,51 Minuten) auf sich aufmerksam gemacht hatte, erfuhr bald nach dem Berliner Cross-Sieg einen Knacks.Sie erlitt nach zu hartem Training nacheinander mehrere Ermüdungsbrüche und mußte nach einem Achillessehnenriß operiert werden.Gut vier Jahre dauerten die Verletzungsprobleme, ihre Karriere schien beendet.Doch nachdem Marleen Renders 1993 Mutter geworden war, begann sie ein Jahr später wieder mit dem Laufen, betreut von Ehemann Peter Zeelmaekers, der als Physiotherapeut tätig ist.

Die Langstrecken auf der Bahn spielten jedoch im zweiten Teil ihrer Karriere nur noch eine untergeordnete Rolle.Zur Marathon-Weltelite zu zählen, war stattdessen das Ziel von Marleen Renders.Und das hat sie erreicht.1995 gewann sie ihre Marathonpremiere in Antwerpen und erreichte bereits 2:28:57 Stunden.Um gut eine Minute steigerte sie sich 1996 als Dritte beim Berlin-Marathon.Der Aufwärtstrend setzte sich fort: 1997 lief sie als Zweite in Rotterdam mit 2:25:56 eine Weltklassezeit und wurde erneut Dritte in Berlin.Und 1998 belegte sie vor dem Triumph auf dem Kurfürstendamm die Ränge vier und fünf in London und bei den Europameisterschaften von Budapest.

Nur eines fehlt dem belgischen Leichtgewicht - Renders wiegt 42 Kilogramm bei 1,66 m Körpergröße - noch: Die 30jährige hat, abgesehen von Rang drei bei der Junioren-WM 1986 über 10 000 m, noch keine Medaille bei einer großen Meisterschaft gewonnen.Ein Muskelfaserriß hatte sie im Vorfeld der EM behindert.Daß sie dann aber nur vier Wochen später den Berlin-Marathon gewann, hat sie selbst überrascht."Ohne die EM in den Beinen wäre vielleicht sogar der Streckenrekord von 2:23:44 Stunden möglich gewesen", sagt Marleen Renders.So ist das nächste Zeitziel für den Berlin-Marathon gesetzt.

Doch zuerst konzentriert sich Marleen Renders auf den London-Marathon.Die Generalprobe für das Rennen am 18.April läuft sie am Sonntag.Und dabei kann die Belgierin, die direkt aus dem Höhentrainingslager aus Boulder anreist, gleich in zweifacher Hinsicht für ein Novum beim Halbmarathon sorgen.Renders könnte zum dritten Mal in Folge gewinnen und zugleich den dritten Streckenrekord in Serie laufen.Mit 70:04 Minuten gewann sie vor einem Jahr.Eine schnellere Zeit wird gegen Joyce Chepchumba nötig sein, um zu siegen.Beim letzten London-Marathon lag die Kenianerin im Ziel acht Sekunden vor Renders.Ähnlich knapp könnte es auch am Sonntag werden.

JÖRG WENIG

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