zum Hauptinhalt

Sport: Mit Mumm und Mut

Mit einem 1:1 gegen Holland bleiben die Deutschen Hockey-Frauen ungeschlagen. Nur einmal bekamen sie es mit der Angst zu tun.

Berlin - Ganz am Ende bekam es Michael Behrmann doch noch mit der Angst zu tun. Die letzte Minute war bereits angebrochen, 1:1 stand es im Hockey-Länderspiel zwischen den Frauen aus Deutschland und Holland, als der Gast noch eine Strafecke zugesprochen bekam. Vier Tore hatten die Holländerinnen in den beiden Begegnungen am Samstag und Sonntag gegen die Deutschen erzielt, alle nach Strafecken. Da kann man es schon mit der Angst zu tun bekommen. „Komm, Yvi!“, rief Behrmann, der Bundestrainer. „Jetzt krön deine Leistung!“ Doch Yvi, Deutschlands Torhüterin Yvonne Frank also, musste beim finalen Versuch der Holländerinnen gar nicht mehr eingreifen, der Ball flog über das Tor, es blieb beim 1:1.

Trotzdem: Die Torhüterin von Rot- Weiß Köln hatte entscheidend dazu beigetragen, dass die Deutschen nach dem 3:3 am Samstag auch das zweite Duell gegen den Weltmeister ungeschlagen überstanden. „Fehlerfrei“ nannte Behrmann Franks Auftritt. Mit fünf grandiosen Paraden hatte sie ihr Team nach der frühen Führung durch Fanny Rinne vor dem Ausgleich bewahrt, nur per Strafecke wurde sie bezwungen. „Wir haben in zwei Spielen gegen die beste Mannschaft der Welt kein Feldtor bekommen“, sagte Behrmann. „Damit können wir auf jeden Fall zufrieden sein.“

Am Dienstag fliegen die Deutschen nach Australien, nach einem Zwischenstopp in Perth geht es weiter nach Sydney, wo die sechs besten Teams der Welt bei der Champions Trophy antreten. Der eigentliche Saisonhöhepunkt aber ist die Europameisterschaft Ende August in Amsterdam. „Es ist schwer einzuschätzen, wie stark wir sind“, hatte die Berliner Stürmerin Natascha Keller vor den beiden Testspielen gegen die Holländerinnen in Berlin gesagt. Die Deutschen sind jetzt wesentlich schlauer. „Wir sind nach wie vor Weltspitze“, sagt Michael Behrmann.

Der Bundestrainer wollte von den beiden Spielen gegen den Weltmeister unbedingt eins gewinnen – „damit wir mit dem Gefühl in die Turniere gehen: Wir können Holland schlagen“. Das Ziel hat die Mannschaft zwar verfehlt, ein gutes Gefühl darf sie trotzdem haben. „Komm, wir sind besser heute!“, rief Abwehrchefin Tina Bachmann gestern Mitte der ersten Hälfte. Bei den beiden Tests im olympischen Hockeystadion von Berlin hat sich das bestätigt, was sich zuletzt bereits abgezeichnet hatte: Der Abstand zwischen den Holländerinnen, der führenden Nation im Frauenhockey, und den Deutschen ist kleiner geworden.

Diesen Eindruck hatte Behrmann schon bei den Testspielen gegen Holland kurz nach Ostern. Traditionell sind die Deutschen bei diesem ersten Wettstreit des Jahres deutlich unterlegen, weil sie anders als die Holländerinnen erst wieder die Umstellung von der Halle aufs Feld hinkriegen müssen. Diesmal aber war das Duell deutlich offener als sonst, die Niederlagen (2:4, 1:2) fielen wesentlich erträglicher aus als in der Vergangenheit. „Es wächst was Gutes zusammen“, sagt Natascha Keller. „Wir haben uns taktisch weiterentwickelt und sind flexibler geworden.“ Das ist vor allem gegen spielerisch starke Teams wie Holland zu sehen. Anders als früher setzen die Deutschen nicht mehr ausschließlich auf ihre defensive Stärke, sondern trauen sich inzwischen auch ein offenes Duell zu, „mit viel Mut und Mumm“, wie Behrmann sagt.

In der vorigen Woche hat sich die Mannschaft zusammengesetzt, um ihr Ziel für die EM zu definieren, für das Turnier auf holländischem Boden. Die Deutschen wollen in Amsterdam Gold gewinnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false