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Macher im Hintergrund. Trainer Lucien Favre (Bild) und Manager Max Eberl haben Borussia Mönchengladbach wieder nach oben geführt.

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Borussia Mönchengladbach: Mit Plan und Geduld

Herthas kommender Gegner Borussia Mönchengladbach (Sonnabend, 18.30 Uhr) will mit gesundem Wachstum zurück zu altem Glanz. Der Verein ist dabei auf dem Weg, sich in der oberen Hälfte der Bundesliga-Tabelle zu etablieren.

In den Wochen des Niedergangs muss die Zeitungslektüre für Max Eberl ziemlich vergnüglich gewesen sein. Borussia Mönchengladbach rutschte mit jedem Spiel ein Stückchen tiefer in der Tabelle, von Platz drei im Januar auf zwischenzeitlich Platz acht im März, doch in der öffentlichen Wahrnehmung schienen die Gladbacher immer größer zu werden. Jede Woche wurde ein neuer Name in den Medien gespielt, der angeblich unmittelbar vor dem Wechsel nach Mönchengladbach stehe. Und es waren nicht die schlechtesten Namen: Matthias Ginter, der neue Nationalspieler vom SC Freiburg, Herthas Stürmer Adrian Ramos, Aaron Hunt von Werder Bremen, Augsburgs Shootingstar André Hahn und zuletzt sogar Xherdan Shaqiri von den Bayern. „Das ehrt uns“, sagt Borussias Sportdirektor Eberl. „Aber es entspricht nicht der Realität.“

Wäre Borussia Mönchengladbach eine Aktie, würden die Analysten vermutlich zum Kauf raten, weil in dem Papier noch jede Menge Fantasie steckt. Der Klub ist inzwischen auch wieder für Spieler aus dem höherklassigen Segment interessant. „Sie haben bei uns eine fantastische Möglichkeit, sich gemeinsam mit der Mannschaft zu entwickeln“, sagt Eberl. So wie es Marco Reus getan hat, Dante oder – aus dem aktuellen Kader – Christoph Kramer.

Das Problem ist, dass der künftige Glanz schon jetzt gegen die biedere Gegenwart verwendet wurde. Weil die Borussia bis zum Wochenende (2:1 in Dortmund) neun Spiele auf einen Sieg warten musste, wurde sie bereits in einer tiefen Krise verortet. Aber eine solche Krise hätte der Klub in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten gern öfter gehabt. Vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC (morgen, 18.30 Uhr) sind die Gladbacher Siebter.

Max Eberl gehört nicht zu der Sorte Manager, die sich etwas auf ihren Bauch einbilden. Der 40-Jährige ist ein Analytiker, er setzt darauf, mit Argumenten zu überzeugen – nicht mit Stimmungen. Eberl nennt das „meine realistische Art, die manchen auf den Keks geht“. Diese Art bewahrt ihn vor Überreaktionen – wenn es außerplanmäßig gut läuft wie mit Platz drei in der Hinrunde genauso wie zuletzt bei den neun Spielen ohne Sieg. Quer zur allgemeinen Stimmung vermeldeten die Gladbacher in ebendieser Phase die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Trainer Lucien Favre bis 2017. Der Wunsch, die Zusammenarbeit fortzusetzen, bestand schon länger, einen direkten Bezug zur aktuellen Misere gab es nicht. „Die Aktualität darf nicht die strategischen Entscheidungen beeinflussen“, sagt Eberl.

Derzeit arbeitet Borussias Sportdirektor an einem Diagramm für die Mitgliederversammlung im kommenden Monat. Es enthält viele bunte Linien; tief im Süden zeigt eine grüne den Werdegang von Borussia Mönchengladbach in den vergangenen 17 Jahren. In 13 dieser 17 Jahre befand sich der Klub entweder im Abstiegskampf oder in der Zweiten Liga. Nur in den letzten drei sieht es deutlich besser aus: Nach Rang vier und acht werden die Gladbacher wohl auch in dieser Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz landen. Das hat es für den Verein zuletzt 1987, 1988 und 1989 gegeben.

„Was in den letzten 17 Jahren war, können wir nicht in zweien aufholen“, sagt Eberl. Will er auch nicht. Sonst hätte er vor zwei Jahren, als Borussia Vierter wurde und 30 Millionen Euro zur Verfügung standen, „alles auf Rot“ setzen müssen. „Wenn es nicht klappt, waren wir eben ein One-Hit-Wonder. Und das wär’s für die nächsten 15 Jahre wieder gewesen.“ Eberl setzt lieber auf langsames, dafür stetiges Wachstum.

Die Mannschaft bewegt sich genau in dem Korridor, den der Klub als Ziel ausgegeben hat: „In der Einstelligkeit etablieren“ nennen sie das. „Wir müssen nicht jedes Jahr international spielen“, sagt Eberl. „Aber wir sind dabei, in sehr interessante Gefilde vorzustoßen.“ Derzeit verzeichnet die Borussia den besten Zuschauerschnitt ihrer Geschichte, auch finanziell ist der Klub gut aufgestellt. Für den selbst ausgebildeten Torhüter Marc-André ter Stegen erhält er einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag vom FC Barcelona. Das Geld darf Eberl komplett in die Mannschaft stecken. Rund die Hälfte geht für ter Stegens Nachfolger Yann Sommer drauf. Es bleibt also noch genug für weitere Verstärkungen. „Wir haben Ideen“, sagt Max Eberl dazu. Das war nicht immer so in Mönchengladbach.

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