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Sport: Mit Routine nach Kaunas

Herthas Friedrich fehlt in Völlers Aufgebot für Litauen

Von Hartmut Scherzer

Frankfurt (Main). Rudi Völler ist ein realistischer Mensch, lebt in der Gegenwart, denkt an die Zukunft, aber verharrt nicht in der Vergangenheit. Yokohama? Brasilien? WM-Endspiel? „Man sollte die Vergangenheit ruhen lassen, auch wenn es schön war. Aber es ist vorbei“, sagte der Teamchef nüchtern, als er das Aufgebot für das erste EM-Qualifikationspiel am 7. September in Kaunas gegen Litauen bekannt gab.

18 Spieler aus dem WM-Kader sind dabei. Da würde manch anderer noch einmal die Mannschaft des WM-Finales, den Vize-Weltmeister in Originalbesetzung (mit Ballack, im Finale gesperrt, für den zurückgetretenen Bode) auflaufen lassen. Nicht Rudi Völler. Keine Sentimentalitäten. Keine Nostalgie. Eine mit Yokohama identische Anfangsformation in Kaunas wäre für den Teamchef „nur ein schöner Zufall“.

In dem Aufgebot fehlen vom WM-Kader nur die zurückgetretenen Bierhoff und Bode, der überflüssige dritte Torwart Butt sowie die Rekonvaleszenten Rehmer und Ricken. Linke hat seinen Rücktritt auf Bitten Völlers rückgängig gemacht, weil wegen des Fehlens von Nowotny, Wörns und Rehmer in der Verteidigung Not am Mann ist. Hertzsch und Zickler sind die einzigen Nicht-WM-Teilnehmer im Kader für Kaunas.

Wo aber sind die Frischlinge von Sofia geblieben, Freier, Bierofka, Borowski, Ernst und vor allem Friedrich, von Völler selbst zum „absoluten Senkrechtstarter“ erklärt? Ist der neue Jugendstil schon wieder vorüber? Völlers junge Garde spielt am Vorabend, am 6. September, in Mönchengladbach im neuen „Team 2006“ gegen die Türkei. Diese von Uli Stielike betreute Nationalmannschaft aus Spielern, die „bei der A-Mannschaft anklopfen“ (Völler), betrachtet der Teamchef als Auffangbecken. Sollte das Wochenende den einen oder anderen Ausfall liefern, würde sich Völler bei Stielike bedienen. „Die A-Mannschaft hat natürlich Vorrang."

Einen wie Herthas Arne Friedrich nach seinem eindrucksvollen Einstand beim 2:2 gegen Bulgarien nicht zu berücksichtigen, ist schon erstaunlich. Einen so hoffnungsvollen Aufsteiger gleich wieder zurückzustufen, ihm die Möglichkeit zu weiterer Integration zu nehmen, lässt das auf Initiative des DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder gegründete „Team 2006“ eher kontraproduktiv erscheinen. Rudi Völler sieht das anders: „Das macht schon Sinn. Ich tue Arne Friedrich sogar einen Gefallen. Er kann seine Qualitäten in einer Mannschaft seiner Altersgenossen zeigen, während er in der Nationalmannschaft vielleicht nicht zum Einsatz kommen würde."

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