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Sport: Mitleid mit Mannheim

Die Eisbären relativieren ihren klaren Sieg über die Adler

Berlin. Der Blick von Bill Stewart war düster. Die Gedanken hinter der verkniffenen Miene des Kanadiers waren nicht schwer zu erraten. 1:6 bei den Berliner Eisbären – bitter war es. Der Teamchef der Mannheimer Adler durfte schlechte Laune haben. Der jüngste Auftritt des DEL–Rekordmeisters bei den Eisbären war desolat und motivierte Stewart zu einem Kurzreferat über einen „emotionslosen Auftritt einer Mannschaft, die momentan nur Durchschnitt ist“.

So sieht es aus. Die Unruhe im Mannheimer Team ist groß, seit vor zwei Wochen Kapitän Stefan Ustorf und Verteidiger Yves Racine suspendiert wurden. Noch immer sind die Gründe des Rauswurfs der ehemaligen Mannheimer Stars nicht transparent. Ustorf war in der Mannschaft sehr beliebt, keiner seiner ehemaligen Kollegen will sich negativ über ihn äußern. Zudem kursieren wilde Gerüchte über die Arbeitsmethoden von Stewart und Rico Rossi. Kotrainer Rossi soll gar einen Lauschangriff auf seine Spieler unternommen haben. Angeblich hat er seinen Akteuren hinterherspioniert, sich dafür gar längere Zeit auf der Toilette eingesperrt. Rossi will das nicht kommentieren.

„Die tun mir fast Leid“, sagt Berlins Manager Peter John Lee. „Dass Mannheim momentan eine schwere Phase durchmacht, ist offensichtlich.“ In der Tat. Ihrem verunsicherten Torhüter Richard Shulmistra rutschte in Berlin bereits beim Einlaufen der Schläger aus der Hand. Ein Malheur programmatischer Natur: Derart einfach wie am Donnerstag hatten es die Eisbären gegen Mannheim in diesem Jahrtausend noch nicht. „Wir können zurzeit unser Spiel durchsetzen“, sagt Lee. „Dazu haben wir mit Oliver Jonas noch einen Torwart, der in Topform ist.“ Nur Boris Rousson von den Hamburg Freezers hat in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eine bessere Fangquote als der junge Nationaltorhüter. Hannovers Trainer Gunnar Leidborg hält den 24-Jährigen sogar für den besten Keeper der Liga. „Was mir an Oliver gefällt, ist seine unglaubliche Ruhe“, sagt Leidborg. „Der hütet sein Tor so, als ob der das schon zehn Jahre länger macht.“

Die Scorpions und die Freezers sind die nächsten Gegner der Eisbären. Am Sonntag spielen sie in Hannover, am Dienstag in Hamburg. Vor der Exkursion nach Norddeutschland stellte Pierre Pagé klar, dass der zweite Torhüter der Eisbären noch keinen Stammplatz auf der Spielerbank hat. „Möglicherweise wird Oliver diese Saison mehr Spiele machen als Rich Parent“, sagte der Eisbären-Coach. „Doch auch Rich bekommt seine Chance.“ Der Wettstreit zwischen Jonas und Parent ist nicht mehr als ein Luxusproblem. Von derartigem können sie bei den Mannheimer Adlern momentan nur träumen.

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